'Umar ibn Al-Hattab

 

`Umars Jugend

`Umar nimmt den Islam an

Der Beiname "Al-Faruq"

Verehrung für den Propheten Muchammad

Krieg mit Persien

Sieg über Dschaban und Nursi

Ein Beispiel für die Gleichheit im Islam

Die Schlacht bei der Brücke

Vorbereitungen zur Vergeltung

Yezdegerd wird Kaiser

Die Schlacht von Al-Qadisiyya

Ungewohntes Gespräch bei Yezdegerd

Rustums Demütigung

Die Schlacht

Ein seltsamer Vorfall

Niederlage der Perser

`Umar erhält die Siegesnachricht

Die Eroberung Persiens

`Umar weint

Die Schlacht bei Nahawand

Persien in muslimischer Hand

Hurmuzans List

Der Feldzug nach Syrien

Der Fall von Damaskus

Halids Verdienste werden anerkannt

Heraklios flieht aus Syrien

Heraklios wundert sich

Der Fall von Antiochia und Adnadain

Der Fall von Quds

`Umar in Quds

'Umars Moschee

Besetzung des Nordiraq

Die große Seuche

Die Hungersnot

Der Feldzug nach Ägypten

Ehrenvolle Behandlung

Der Vizekönig gibt auf

Der Fall Alexandriens

`Umars Brief an den Nil

`Umars Tod

Die Frage nach dem Nachfolger

Die Todesstunde

Die zehn Jahre von `Umars Staat

 

 

 

 

 

`Umars Jugend

Die Sendung des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, befand sich noch im Anfangsstadium; der Islam war noch schwach und hilflos. Die Oberen von Mekka waren gegen ihn. Eines Nachts stand der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, in Gedanken versunken in der Kaaba. Da erhob er seine Hände zum Himmel:
"O Allah ", betete er, "mache den Islam stark durch einen der zwei Männer, 'Amr Ibn Hischam oder 'Umar Ibn Al-Hattab!"

Das Bittgebet des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, wurde erhört. Allah (t) erwählte 'Umar Ibn Al-Hattab, dem Islam zu dienen. 'Amr ibn Hischam starb wie Abu Dschahl (=Vater der Unwissenheit), aber 'Umar sollte eine Säule des Islam werden.

'Umar war 12 Jahre jünger als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm. Er war der Sohn Al- Hattabs, seine Mutter hieß Hatima. Er stammte von den Banu 'Adi ab, einem Zweig der Quraisch. Die Banü 'Adi genossen großes Ansehen. Sie waren die Wortführer in den Verhandlungen der Quraisch mit anderen Stämmen. Sie schlichteten auch als Richter deren Streitigkeiten.

Schon in früher Jugend erhielt 'Umar eine Ausbildung im Kriegshandwerk und erlernte auch die Kunst der öffentlichen Rede. Schon früh zeigte er ungewöhnlichen Mut und Offenheit. Er war lernbegierig und ernsthaft in allem, was er unternahm. Diese Eigenschaften machten ihn schon in jungen Jahren im Lande bekannt. Seine Handelsgeschäfte führten ihn in andere Länder; und diese Reisen verschafften ihm ein umfassendes Wissen und ein großes Verständnis für Menschen und Dinge.  

 

`Umar nimmt den Islam an

Als dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, seine Sendung offenbart wurde, war 'Umar 27 Jahre alt. Der junge 'Umar kümmerte sich nicht um die Botschaft des Islam; denn er war für die gewohnte Lebensweise. Im Laufe der Jahre machte der Islam langsam Fortschritte. Das ärgerte 'Umar. Die Leute, die den Islam angenommen hatten, kehrten nie zu ihrer alten Religion zurück, was die Oberen von Mekka auch immer dagegen tun mochten. Als eine von 'Umars Dienerinnen Muslime geworden war, schlug er sie heftig. Aber sie wollte nicht vom Islam ablassen. Als im sechsten Jahr der Sendung des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, eine Anzahl von Muslimen nach Abessinien aufbrach, kochte 'Umar vor Wut. "Da ist ein Mann", dachte er, "der das Volk gespalten hat. Es lebte friedlich dahin. Dann erschien er und riss den Sohn vom Vater und den Bruder vom Bruder. Nun rennen seine Anhänger in ein anderes Land. Nur Muchammad ist die Ursache all dieser Unruhe. Ich muss ihn töten, um dem Verdruss ein Ende zu machen."

Mit diesem Entschluss nahm 'Umar sein Schwert und zog aus, um den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu töten. Unterwegs traf er einen Freund, der ihn fragte, warum er so verwirrt dreinschaue. 'Umar sagte ihm, was er zu tun gedenke.

"Du solltest erst einmal auf deine eigene Verwandtschaft achten", sagte der Freund. "Deine Schwester und ihr Mann haben den Islam angenommen!"

Durch diese Worte wurde 'Umars Zorn in eine andere Richtung gelenkt. Er ging geradewegs zum Haus seiner Schwester Fatima bint Al-Hattab und klopfte an die Tür. Drinnen rezitierte jemand den Qur'an. Fatima erschrak, als sie 'Umars Stimme hörte. Sie versteckte die Qur'an-Blätter, in denen sie gerade gelesen hatte, und öffnete die Tür.

"Was hast du gerade aufgesagt?" fragte 'Umar.

"O, nichts", sagte die Schwester.

"Wieso nichts?" rief er zornig aus, "ich habe alles genau gehört. Ich weiß, dass ihr beide Muhammads   Religion angenommen habt."

Während er dies sagte, begann er seinen Schwager Sa´id zu schlagen. Fatima kam diesem zu Hilfe und bekam einen Schlag auf den Kopf, so dass er zu bluten anfing. Dies machte das Paar erst recht mutig;

"Ja, wir sind Muslime geworden", schrie sie 'Umar an, "mach, was du willst! "

Der Anblick der blutenden Schwester berührte 'Umar sehr. Fatima war eine so liebe Schwester! Sicher musste im Qur'an etwas Wahres enthalten sein, das ihr unschuldiges Herz gewonnen hatte.

"Würdest du mich einen Blick in den Qur'an werfen lassen?" fragte 'Umar.

Nach langem Zögern händigte ihm Fatima die wenigen Blätter des Qur'an aus, die sie besaß und die die ersten acht Ajachs aus der 57. Sura enthielten.

'Umar setzte sich, um diese Seiten zu studieren. Sein Gesichtsausdruck änderte sich bald, und sein Zorn kühlte sich ab, als er die ersten acht Ajachs las, welche lauten:

 "Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen! Es preist Allah, was in den Himmeln und was auf der Erde ist, und Er ist der Erhabene, der Allweise. Sein ist das Königreich der Himmel und der Erde. Er macht lebendig und lässt sterben, und Er hat Macht über alle Dinge. Er ist der Erste und der Letzte, der Sichtbare und der Verborgene, und Er ist der Kenner aller Dinge. Er ist es, Der die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschuf, dann wandte Er Sich majestätisch Seinem Reich zu. Er weiß, was in die Erde eingeht und was aus ihr hervorkommt, was vom Himmel hernieder kommt und was zu ihm aufsteigt.

 Und Er ist mit euch, wo immer ihr (auch) sein möget. Und Allah sieht alles, was ihr tut. Sein ist das Königreich der Himmel und der Erde; und zu Allah werden alle Dinge zurückgebracht. Er lässt die Nacht in den Tag und den Tag in die Nacht eintreten; und Er ist der Kenner all dessen, was (ihr) in den Herzen hegt. Verinnerlicht den Iman an Allah und Seinen Gesandten und spendet von dem, zu dessen Erben Er euch gemacht hat. Und jenen von euch, die den Iman verinnerlicht haben und spenden, wird ein großer Lohn zuteil sein. Was ist euch, dass ihr nicht an Allah den Iman verinnerlicht, obwohl der Gesandte euch aufruft, an euren Herrn den  Iman zu verinnerlichen ; und Er hat von euch bereits ein Versprechen abgenommen, wenn ihr Mu´mins seid."

Die Furcht vor Allah (t) ergriff 'Umars Herz. Er weinte und erklärte: "Sicher, dies ist das Wort Allahs.  Ich bezeuge,  dass Muchammad der Gesandte Allahs ist!" ´Umar setzte seinen Weg zum Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, weiter fort, aber jetzt war er ein verwandelter Mann.

Jetzt ging er nicht zu ihm, um ihn zu töten, sondern um vor ihm kundzutun das er den Islam annehmen will.

Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, saß mit einigen Männern zusammen. Als er 'Umar kommen sah, fragte er ihn:

"'Umar, was führt dich zu mir?"

'Umar antwortete: "O Prophet Allahs, ich komme, um den Islam anzunehmen."

Die Freude des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und seiner Anhänger war groß. Laute Rufe "Allahu akbar!" schallten durch Mekka. Bald wusste jeder, dass 'Umar kein Feind des Islam mehr war. Es war ein großer Tag für den Islam, weil einer seiner ärgsten Feinde sein fester Anhänger geworden war

 

 

Der Beiname "Al-Faruq"

Der Übertritt 'Umars brachte für den Islam eine Wende. Vorher mussten die Muslime in ständiger Furcht vor den Kafir leben. Einige hatten  sogar vor den Kafir verheimlicht das sie den Islam angenommen hatten. Sie konnten ihre Gebete nicht in der Öffentlichkeit verrichten. Dies alles änderte sich, nachdem 'Umar Muslim geworden war.

Als erstes rief 'Umar die Oberen von Mekka zusammen, und vor dieser Versammlung erklärte er, ein Anhänger des Islam zu sein. Man starrte ihn schweigend an, niemand konnte ein Wort der Entgegnung herausbringen.

Dann bat 'Umar den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, in der Kaaba beten zu dürfen. Er selbst führte einen Teil der Muslime dorthin. Eine zweite Gruppe wurde von Hamsa (r) geführt. Als alle beisammen waren, wurden die Gebete unter der Leitung des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, gemeinsam verrichtet. Dies war das erste Gebet dieser Art in der Kaaba.

Vor der Auswanderung nach Medina ereignete sich das gleiche. Die meisten Muslime verließen Mekka still und heimlich mit Ausnahme von 'Umar. Er legte seine Waffen an, ging zur Ka'ba und betete dort. Die Oberen von Mekka schauten ihm schweigend zu. Nach dem Gebet rief er ihnen laut zu:

"Jetzt ziehe ich nach Medina. Wer mich daran hindern will, soll mich jenseits des Tals treffen. Seine Mutter wird ihn gewiss trauernd beweinen."

Trotz dieser Herausforderung wagte es kein Kafir, 'Umar aufzuhalten. Dies brachte 'Umar den Beinamen "Al-Faruq" ein. "Al-Faruq" heißt einer, der zwischen Wahrheit und Lüge unterscheidet bzw. eine Änderung herbeiführt. Durch 'Umars Übertritt zum Islam erfuhren dieser und seine Anhänger einen großen Wandel.

 

Verehrung für den Propheten Muchammad

In allen Schlachten und Unternehmungen stand 'Umar dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, zur Seite.

Seine Liebe zu Allah und Seinem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, war groß, stärker als Blutsbande oder Freundschaft.

Beim Kampf von Uhud befand sich der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, mit seinen Sahaba auf einem nahe gelegenen Hügel. Als Halid versuchte, sie anzugreifen, stieß 'Umar mit einem Teil der Muslime vor und schlug ihn zurück. Da rief Abu Sufjan aus: "Ist Muchammad am Leben?"

Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, untersagte seinen Männern zu antworten. Abu Sufjan fragte wieder:

"Dann sind also Muchammad, Abu Bakr und 'Umar alle tot?"

Da konnte 'Umar nicht länger ruhig bleiben und rief zurück:

"O Feind Allahs, wir sind alle wohlauf!"

Bei der Einnahme von Mekka nahm der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, den Treueschwur der Männer selbst entgegen und bat 'Umar, den Treueid der Frauen entgegenzunehmen. 'Umars Tochter Hafsa war eine von Muchammads Frauen.

Einmal war der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, unzufrieden mit ihnen. Einige Wochen lang ging er zu keiner von ihnen und blieb allein. Er wollte mit niemandem darüber sprechen. Eines Nachmittags suchte 'Umar den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, auf. Der Diener sagte jedoch, er dürfe niemanden hineinlassen. Darauf sagte 'Umar laut:

"Bitte sage dem Gesandten Allahs, dass ich nicht gekommen bin, um für Hafsa zu sprechen. Wenn es der Prophet will, schlage ich ihr den Kopf ab und lege ihn ihm zu Füßen."

Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, diese Worte hörte, gestattete er 'Umar einzutreten.

'Umars Ansichten über die meisten Dinge waren sehr ausgewogen. Oft geschah es, dass 'Umar eine andere Meinung als die anderen Sahaba hatte.

Nicht selten wurden dann seine Ansichten nachträglich durch später offenbarte Ajachs unterstützt. So kam es, dass der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, den Worten 'Umars große Beachtung schenkte. Diese Hochachtung fand ihren Ausdruck darin, dass er einmal sagte: "Wenn nach mir noch ein Prophet zu kommen hätte, würde es gewiss 'Umar sein."

Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, das Unternehmen Tabuk vorbereitete, unterstützte das Volk dieses Vorhaben mit Geld. 'Umar (r) gab die Hälfte seines gesamten Vermögens ab.

'Umars Verehrung für den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, brachte ihn ihm sehr nahe. Um ihn noch mehr an sich zu binden, heiratete der Prophet 'Umars verwitwete Tochter Hafsa. Sie hatte einen schwierigen Charakter, und 'Umar befürchtete daher, dass sie den Rest ihres Lebens als Witwe verbringen müsste. Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, davon hörte, nahm er sie selbst zur Frau. Der Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, war ein schwerer Schlag für 'Umar. Er konnte nicht glauben, dass Muchammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, tot sein sollte, zog sein Schwert und schwor, jedem den Kopf abzuschlagen, der behaupte, der Gesandte Allahs sei tot - so hatte der Kummer ihn überwältigt. Ein Leben ohne den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, war für ihn undenkbar. Und was sollte aus dem Islam und seinen Anhängern werden, wenn der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, wirklich tot war, wie das Volk sagte? Diese finsteren Gedanken verdunkelten seinen Verstand. Erst als Abu Bakr (r) ihn an die klare Aussage des Qur'an über diesen Punkt erinnerte, fand er wieder zu sich selbst. Während seines islamischen Staates verließ Abu Bakr (r) sich auf den Rat 'Umars. Das resultierte daraus, dass der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu seinen Lebzeiten 'Umars Worten so große Bedeutung beigemessen hatte

 

Krieg mit Persien

Eroberung des Iraq

Nach Halid war Al-Mutanna ibn Harita Oberbefehlshaber der islamischen Streitkräfte in Al-Hira im Iraq. Er wurde vom Feind angegriffen, schlug jedoch den Vorstoß zurück. Es tauchten aber Gerüchte auf, dass die Perser einen weiteren schweren Schlag vorbereiteten. Deshalb kam Al-Mutanna ibn Harita nach Medina, um dem `Umar die Lage zu schildern. Einen Tag nach der Ankunft Al-Mutannas verstarb Abu Bakr (r). Aber vor seinem Tod hatte er 'Umar ans Herz gelegt, in erster Linie an den Iraq zu denken.

Bald kamen die Menschen aus allen Teilen des Landes nach Medina, um dem neuen Amirul Mu´minin ihre Treue zu geloben. 'Urnar nutzte ihre Anwesenheit, um mit ihnen zu sprechen und sie zu überzeugen, dass ihre Teilnahme am iraqischen Feldzug notwendig sei. Aber die meisten Leute waren der Meinung, dass Halid ibn Al- WAlliid der einzige Mann sei, der mit dem Feind fertig werden könne. Sie zweifelten am Erfolg eines Feldzuges, der nicht von Halid geleitet würde. 'Umar fuhr jedoch fort, seine Gedanken dem Volk eindringlich nahe zu bringen. Er wollte die falsche Vorstellung ausmerzen, dass der Islam nur auf einen bestimmten Mann angewiesen sei, so hervorragend dieser auch sein mag. Schließlich  erklärte Abu 'Ubaida Ibn Al- Dscharrah (r), Oberhaupt der Banu Taqif, dass er für die Sache Allahs kämpfen wolle, und viele Männer folgten daraufhin seinem Beispiel. Abu 'Ubaida erhielt das Oberkommando für die Kämpfe im Iraq.

 

Sieg über Dschaban und Nursi

Die Niederlagen der Perser im Iraq ließen ihre Herrscher verzweifeln. Die Führer begruben ihre Streitigkeiten und trafen sich zu Beratungen. Nach vielen Überlegungen krönten sie die Prinzessin Puran Duukht zur Kaiserin und ernannten den wohlbekannten Adligen Rustum zu ihrem obersten Minister und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Als erstes nahm Rustum die Grenzbezirke wieder in Besitz, die in die Hände der Muslime gefallen waren. Dann sandte er zwei große Heere aus unter der Führung von Gaban und Nursi, zwei Männern, die in der Kriegsführung sehr erfahren waren. Nursi war ein Prinz und Dschaban ein Mann von hohem Adel.

Abu 'Ubaida führte die erste Schlacht gegen Dschaban bei Namariq. Dschaban wurde völlig besiegt und von einem muslimischen Soldaten gefangengenommen, der nicht wusste , wer sein Gefangener war. Dschaban sagte zu ihm: "Ich bin ein alter Mann, las mich gehen. Ich werde dich dafür gut bezahlen."

Der Soldat willigte ein. Bald darauf wurde Dschaban aber von einem anderen Soldaten erkannt, und man schleppte ihn vor Abu 'Ubaida. Dschaban berichtete ihm von dem Handel, den er mit einem seiner Männer gemacht hatte. Die meisten der Anwesenden verurteilten diese Handlungsweise mit scharfen Worten, aber Abu 'Ubaida sagte: "Wir müssen ein einmal von uns gegebenes Wort halten. Der Islam erlaubt uns nicht, unser Wort zu brechen."

So erhielt Dschaban seine Freiheit wieder.

Die Perser, die von Namariq geflohen waren, stießen zur Armee Nursis. Aber Nursi wurde ebenfalls besiegt. Beide Siege waren von Nutzen für den Grenzbereich. Die Oberen und Edlen dieser Bezirke erschienen vor Abu 'Ubaida (r), um ihm Treue zu geloben.

 

Ein Beispiel für die Gleichheit im Islam

Einige der Oberen brachten nach ihrer Unterwerfung ausgewählte Speisen für Abu 'Ubaida.

"Sind diese Gerichte für mich oder für die ganze Armee?" fragte er.

Sie erwiderten, es sei schwierig, in so kurzer Zeit für das ganze Heer Essen zuzubereiten. Aber Abu 'Ubaida sagte: "Diese Männer sind genauso wie ich bereit, ihr Blut im Kampf zu vergießen. Also muss auch ich bereit sein, das gleiche zu essen wie sie."

Solche Worte hatten die stolzen Herren noch nie gehört, da sie einen anderen Lebensstil in Persien gewohnt waren. Die muslimische Lebensweise versetzte sie über alle Maßen in Erstaunen.

 

Die Schlacht bei der Brücke

Die Niederlagen von Dschaban und Nursi schreckten Rustum auf: er musste etwas gegen die Muslime unternehmen. Sogleich stellte er ein gewaltiges Heer unter dem Befehl seines tapfersten Generals Bachman Dschaduya auf und übergab ihm die berühmte Durfasch-i-Kawayani, die heilige Flagge Persiens, die nur bei ganz besonderen Anlässen herausgegeben wurde.

Im Monat Sch`aban im Jahre 13 n.H. rückte Abu 'Ubaida gegen Bachman vor. Der Euphrat trennte die beiden Heere. Bachman fragte Abu 'Ubaida, welches der beiden Heere übersetzen solle. Die muslimischen Heeresführer wollten gern auf ihrer Fluss-Seite bleiben. Aber Abu 'Ubaidas Selbstvertrauen war so groß, dass er sich entschloss, jenseits des Flusses zu kämpfen. Die Muslime überquerten daraufhin den Fluss auf einer aus Booten gebauten Brücke. Hier waren sie jedoch erheblich im Nachteil: Das Gelände war uneben, so dass das Heer sich nicht frei bewegen konnte. Das schlimmste aber war, dass die Perser durch eine dicke Mauer von Elefanten geschützt waren. Die arabischen Pferde hatten nie zuvor so große Tiere gesehen; sie scheuten und waren schwer zu zügeln.

Als Abu 'Ubaida das sah, befahl er seinen Männern, abzusitzen. Mit ihren Schwertern zerschnitten sie die Stricke der auf den Elefanten befestigten Sitze, brachten so die Reiter zu Boden und töteten sie. Aber die Elefanten selbst blieben ein Problem. Sie trampelten die Männer zu Tode. Ein weißer Elefant, der Anführer der Herde, wurde zum Schrecken der Soldaten. Überall, wo er auftauchte, wurden die Muslime von Panik ergriffen, und ihre Linien brachen zusammen. Abu 'Ubaida musste etwas unternehmen: So trennte er mit einem Schwertstreich den Rüssel des Elefanten ab. Im nächsten Augenblick trampelte das wütende Tier den Oberbefehlshaber der Muslime zu Tode. Sein Bruder sprang vor, um die Standarte zu halten, aber er erlitt das gleiche Schicksal. Auf gleiche Weise fielen nacheinander sieben Verwandte Abu 'Ubaidas.

Dadurch verlor das muslimische Heer seinen Kampfgeist. Sie wollten fliehen, aber die Brücke war nicht mehr da. Sie war von einem jungen Mann der Banu Taqif abgebrochen worden, um die muslimischen Soldaten an der Flucht zu hindern. Die Lage schien hoffnungslos. Nun hatte Al-Mutanna ibn Harita den Oberbefehl, Er ordnete an, die Brücke wieder herzustellen. Inzwischen hielt er den Feind zurück. Trotzdem erlitt das islamische Heer schwere Verluste. Fast 4000 Mann ertranken im Fluss; von einer Armee mit 9000 Mann konnten sich nur 3000 retten.

 

Vorbereitungen zur Vergeltung

'Umar war sehr traurig über die Niederlage. Der Verlust so edlen Lebens bewegte ihn sehr. Er forderte verschiedene Stämme durch Boten auf, unter dem Oberbefehl von Al-Mutanna ibn Harita zu kämpfen, und es dauerte nicht lange, bis Al-Mutanna genügend Männer beisammen hatte, um den Kampf wieder aufzunehmen. Diesmal wählte Rustum den General Mehran zum Kampf gegen die Muslime. Dieser General hatte langjährige Erfahrung und kannte die arabische Kriegsführung. Rustum war überzeugt, dass Al-Mutanna ibn Harita kein leichtes Spiel gegen Mehran haben würde. Um ganz sicher zu gehen, stellte er 12.000 Mann der kaiserlichen Garde unter Mehrans Befehl. Die beiden Heere trafen sich da, wo heute Kufa steht. Wieder trennte sie der Euphrat. Mehran fragte Al-Mutanna, ob er übersetzen wolle; er verneinte. Nun setzte das persische Heer über den Fluss.

Die Schlacht begann. Es war ein verbissener Kampf: Die Perser waren zahlenmäßig um ein Mehrfaches überlegen, doch die Muslime kämpften verzweifelt. Mit erstaunlichem Wagemut stießen sie mitten in die persischen Heere. Ein junger Mann der Banu Tarlib erkannte Mehran. Er stürzte sich auf ihn und schlug ihm den Kopf ab. Dann rief er: "Ich bin ein junger Tarlib und habe den Anführer der Perser getötet!"

In der persischen Menge entstand daraufhin Unruhe, und es folgte ein wilder Ansturm auf die Brücke. Al-Mutanna ibn Harita hatte jedoch seinen Plan bereits ausgeführt, die Brücke abzubauen, ehe der Feind sie erreichen konnte. Ohne die rettende Brücke ertranken Tausende von Persern; nicht weniger als 100.000 verloren ihr Leben in dieser Schlacht. Der Sieg der Muslime war vollständig. Der ganze Iraq westlich des Euphrat lag nun in den Händen der Muslime

 

Yezdegerd wird Kaiser

Die Niederlage brachte die Herrscher Persiens in große Schwierigkeiten. Wieder traf sich der Adel zu geheimer Beratung. Man war sich klar, dass das Land gerettet werden musste und dass kein Preis dafür zu hoch sei. Schließlich kamen sie überein, dass eine Frau die Staatsgeschäfte nicht führen könne; und sie setzten einen männlichen Herrscher an die Stelle der Kaiserin: Yezdegerd, ein einundzwanzigjähriger geistvoller junger Mann, wurde Kaiser. Der neue Kaiser nahm seine Aufgabe ernst. Er reorganisierte das Heer und verstärkte die Grenz Verteidigung. Er regte den Adel zu neuen Taten an, und in Persien wurde ein neues Lebensgefühl spürbar. Verlorene Teile des Iraq wurden wiedergewonnen. Als 'Umar (r) davon erfuhr, befahl er Al-Mutanna ibn Harita, sich an die arabische Grenze zurückzuziehen. Auf diese Anweisung hin sammelte Al-Mutanna seine Streitkräfte in einem Lager bei Di Qar, einem arabischen Außenposten. Der gesamte Iraq war wieder einmal in persischer Hand.

Für kurze Zeit erschien das Perser-Reich so mächtig wie zuvor. Es gewann zurück, was es verloren hatte, und der junge Yezdegerd schien Persien den früheren Ruhm zurückgegeben zu haben. Der Adel und das Volk waren glücklich darüber, aber ihre Freude war nur von kurzer Dauer; denn jenseits der Grenze bahnten sich furchtbare Dinge an.

 

Die Schlacht von Al-Qadisiyya

Der Wiederaufstieg Persiens und die damit verbundene erneute Bedrohung für den islamischen Staat war eine Herausforderung, der man begegnen musste. 'Umar traf Kriegsvorbereitungen in großem Umfang. Die Gouverneure erhielten Befehle, treue Krieger, erprobte Generäle und gute Redner in die Hauptstadt zu schicken. Diese Befehle wurden ausgeführt, und die besten Söhne des Islam versammelten sich in Medina.

'Umar wollte das Heer selbst führen. Talha, As-Subair ibn Al-'Awwarn, 'Abdur-Rachman Ibn 'Auf und andere hervorragende Sahaba des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, wurden zu Anführern verschiedener Abteilungen ernannt. 'Umar marschierte ungefähr drei Meilen lang an der Spitze des Heeres; dann schlug er ein Lager auf, um endgültig zu entscheiden, ob er selbst das Oberkommando weiter behalten sollte, wie es die meisten wollten. Aber die alten Krieger meinten, dass dies zu gefährlich sei: Niemand könne den Ausgang der Schlacht voraussagen, und falls die Muslime unter dem Kommando des Amirul Mu´minin unterliegen sollten, könnte ihnen nichts mehr ihr Vertrauen und Ansehen zurückgeben. Dies leuchtete 'Umar ein. Er übertrug deshalb Sa'd ibn Abi Waqqas, einem Onkel des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, mütterlicherseits, den Oberbefehl. Er selbst kehrte nach Medina zurück. Sa'd setzte den Vormarsch fort, bis er die Stelle erreichte, wo jetzt Kufa steht. Hier erfuhr er von Al-Mutanna ibn Haritas Tod. Al- Mutannas Bruder stieß mit seiner Streitmacht zu Sa'd; er überbrachte dem neuen Befehlshaber nützliche Hinweise, die sein verstorbener Bruder ihm gegeben hatte.

 Von Medina aus befasste sich 'Umar bis in alle Einzelheiten mit dem Feldzug, und Sa'd erhielt vom `Umar ständig Anweisungen. Dieser bestimmte auch, wie die Armee gegliedert werden sollte, und er wählte Al-Qadisiyya als den Ort aus, an dem die Muslime Halt machen sollten. Dann ließ er sich eine genaue Karte der Umgebung anfertigen. Anhand dieser Landkarte legte er dann die anzuwendende Taktik fest

 

Ungewohntes Gespräch bei Yezdegerd

Sa'd erhielt die Anweisung, dem Feind vor Beginn des Kampfes den Frieden anzubieten. Als Unterhändler wurden die Oberen von 14 verschiedenen Stämmen entsandt. Yezdegerd versammelte seine Ratgeber, um die Unterhändler zu empfangen. Der Hof war ein Spiegel persischen Pomps und Glanzes; denn die Perser wollten durch Prachtentfaltung die Augen der Wüstenbewohner blenden. Aber es zeigte sich, dass die Muslime von anderer Art waren: Mit Umhängetüchern aus dem Jemen um die Schultern, Lederschuhen an den Füßen und Peitschen in den Händen gingen sie unbekümmert an den Hof. Die Höflinge und der Kaiser waren gleichermaßen über das furchtlose Auftreten der Muslime erstaunt.

Die Friedensgespräche begannen. Yezdegerd fragte die Abgesandten, weshalb sie in sein Land gekommen seien. N`uman ibn Muqarrin, der Leiter der Abordnung, trat hervor und sagte:
"Herrscher, vor nicht all zu langer Zeit waren wir noch ein unwissendes und wildes Volk. Allah hatte Mitleid mit uns und sandte uns Seinen auserwählten Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm,. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, zeigte uns den Weg der Wahrheit. Er rief uns zu einem besseren Leben auf und befreite uns von allem Übel. Er versprach uns in diesem und im nächsten Leben Erfolg, wenn wir seine Botschaft anerkennen. Wir haben den Iman verinnerlicht an seine Sendung.

Dann befahl er uns, seine Botschaft, den Islam, den uns umgebenden Völkern zu bringen. Der Islam ist der Urquell alles Guten. Er sagt ganz klar, was gut und was böse ist. Persische Edle, wir rufen euch auf den Weg des Islams. Wenn ihr ihn annehmt, kann es nur das Beste für euch sein, und wir werden euch in Frieden lassen. Wir werden euch Allahs geschriebenes Gebot übergeben. Dieses Buch wird euer Führer sein. Ihr werdet seine Gebote befolgen. Aber wenn ihr die Botschaft des Islam zurückweist, müsst ihr unter unserer Herrschaft leben und die Dschisya bezahlen. Auch müsst ihr dafür sorgen, dass es keine Ungerechtigkeiten und üble Taten mehr in eurem Land gibt.

Wenn   ihr  auch   dies  verweigert,  muss   das   Schwert entscheiden." Yezdegerd hörte diese Rede ruhig an und sagte: "Araber, vor nicht allzu langer Zeit gab es kein Volk, das so armselig und verkommen war wie ihr. Es genügte die Anweisung an einen Grenzposten, um Vergehen von euch zu bestrafen und Ordnung zu schaffen. Daher rate ich euch, eure Eroberungsgelüste aufzugeben. Sollte es euch an Nahrung oder anderen Dingen fehlen, lasst es uns wissen. Wir werden euch mit dem Notwendigen versorgen. Wir werden auch einen gerechten Herrscher über euch ernennen, der euch mit Güte regieren wird."

Nach diesen Worten stand Al-Mudschira ibn Sarara auf und erwiderte: "Kaiser, wir lebten tatsächlich so armselig, wie ihr sagtet, vielleicht sogar in noch schlimmerem Maße. Wir aßen tote Tiere, bekleideten uns mit Fellen und schliefen auf dem Boden. Aber seit Allahs auserwählter Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, unter uns erschienen ist, haben wir uns grundlegend geändert. Seine wunderbare Lehre und sein erhebendes Beispiel haben uns zu den Führern der Welt gemacht. Auch stolze Herrscher wie ihr fürchten uns jetzt. Kaiser, jedes weitere Gespräch ist nutzlos. Entweder erkennt ihr den auserwählten Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, an und beugt euch vor seiner erhabenen Lehre, oder ihr zahlt die Dschizya. Wenn ihr beides verweigert, entscheidet das Schwert!" Al-Mudschiras Worte brachten den Kaiser außer Fassung.

"Bei Yazdan", brüllte er zornig, "wenn uns nicht das Gesetz daran hinderte, das Blut von Unterhändlern zu vergießen, hätte ich euch enthaupten lassen! Aber ich werde Rustum beauftragen, mit euch abzurechnen. Er wird euch und alle eure Kameraden in der Erde von Al-Qadisiyya begraben."

Dann frage er: "Wer hat das größte Ansehen unter euch?"

"Ich", antwortete 'Asim ibn 'Umar.

Der Kaiser ließ einen Korb mit Erde füllen und ihn 'Asim auf den Kopf setzen. Dieser lief davon und brachte ihn zu seinem Befehlshaber Sa'd. Als er den Korb vor diesem niedergesetzt hatte, sagte er:

"Ich gratuliere dir zum Sieg! Der Feind hat uns sein Land selbst ausgehändigt!"

Sa'd gefiel dies sehr, und er nahm dies als ein gutes Vorzeichen für den Sieg der Muslime. Der Fortgang der Ereignisse gab ihm recht.

 

Rustums Demütigung

Mit einer Armee von 120.000 Mann zog Rustum nach Al-Qadisiyya. Hier bezog er Stellung für die Schlacht, aber im Innersten seines Herzens fürchtete er die Muslime. Daher zögerte er den Beginn der Schlacht um einige Wochen hinaus. Ständig waren Abgesandte beider Seiten unterwegs. Der letzte Abgesandte, der Rustum aufsuchte, war Al-Mudschira ibn S`uba. Rustum tat alles, was er konnte, um den Muslim mit Glanz zu blenden: Er saß auf einem goldenen Thron, hatte eine Diamantenkrone auf dem Haupt, und der ganze Hof war mit Brokat, Gold und Diamanten reich geschmückt. Al-Mudschira ibn S´uba stieg vom Pferd herab, ging geradewegs zu Rustums Thron, stieg hinauf und setzte sich an Rustums Seite.

Alle Anwesenden waren aufs äußerste verblüfft; denn so etwas Ungeheuerliches hatte noch niemand gewagt. Schließlich kamen Wachen herbeigelaufen und zwangen Al-Mudschira, vom Thron herunterzusteigen. Al-Mudschira blieb jedoch kühl und sagte, an den versammelten Hof gerichtet: "Edle von Persien! Ich hielt euch für weise, aber ihr habt euch als töricht erwiesen. Wir Muslime erheben niemals einen Menschen in den Rang von Göttern. Die Schwachen unter uns glauben nicht an die Überlegenheit der Starken, und ich dachte, ihr würdet nach denselben Grundsätzen handeln. Ich wusste nicht, dass bei euch die Starken über Schwachen stehen und von diesen angebetet werden. Auch war mir nicht bekannt, dass ihr nicht an die Gleichheit der Menschen glaubt. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich überhaupt nicht erst an euren Hof gekommen. Aber ich sage euch, dass ihr mit diesen Methoden euer Reich nicht halten könnt. Unruhe unter den Schwachen wird alles auf den Kopf stellen." Mit Al-Mudschiras Rede waren die Friedensgespräche beendet. Aber in den Ohren der persischen Noblen klangen seine Worte nach.

"Wie wahr die Worte dieses freimütigen Muslims sind!" sagten einige.

"Der Bursche hetzt unser Volk gegen uns auf, sagten andere, "es wäre töricht, auf die Muslime herabzusehen."

 

Die Schlacht

Im Monat  Mucharram des Jahres 14 n.H. begann endlich die Schlacht von Al-Qadisiyya. S´ad ibn Abi Waqqas, der muslimische Oberbefehlshaber, war jedoch krank und erlitt starke Schmerzen. So konnte er den Einsatz nur vom Dach eines nahe gelegenen Hauses aus leiten. Er befahl den Angriff nach dem frühen Nachmittagsgebet. Nach islamischer Regel rief der Befehlshaber dreimal laut: "Allahu akbar!"

Beim vierten Ausruf setzte sich das Heer in Bewegung. Der Kampf dauerte bis spät in den Abend. Die persischen Elefanten waren wieder das Schreckgespenst für die arabischen Pferde, und die muslimischen Bogenschützen versuchten, sie und ihre Reiter zu treffen. Aber das Problem mit den Elefanten blieb ungelöst, und der erste Tag endete mit einem Vorteil für die Perser.

Am Morgen des zweiten Tages wurde die Schlacht fortgesetzt. Die Toten wurden beerdigt, die Verwundeten der Pflege der Frauen überlassen. Vor Beginn des Kampfes traf Verstärkung aus Syrien ein. Es waren 6000 Mann, die jedoch bis zum Abend in kleineren Gruppen heraneilten. Diese Taktik erweckte bei den Persern den Eindruck, dass sich die islamische Armee ständig vergrößere. Der Gedanke erfüllte sie mit Schrecken.

Die syrischen Truppen hatten sich etwas besonders Kluges ausgedacht, um gegen die Elefanten zu kämpfen: Sie bedeckten ihre Kamele mit großen schwarzen, wehenden Umhängen, und dieser Anblick bewirkte, dass die Elefanten verwirrt wurden und sich nicht mehr leiten ließen. Bis Mitternacht blieben die beiden Heere in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt. Bachman, Prinz Schahr Baras und viele andere persische Führer wurden getötet. Die Muslime erlangten insgesamt einen klaren Vorteil.

 

Ein seltsamer Vorfall

Am darauf folgenden Tag ereignete sich während der Schlacht ein seltsamer Vorfall. Abu Machran At-Taqafi war ein großer Krieger und guter Dichter, aber Sa`d hatte ihn betrunken angetroffen und ins Gefängnis geworfen. Vom Fenster seines Gefängnisses aus sah der tapfere Krieger die bewegten Szenen der Schlacht und wäre gern dabei gewesen. Da ging S'ads Frau Salma vorbei; er flehte sie an, ihn zu befreien, damit er am Kampf teilnehmen könne. Er versicherte ihr: "Wenn ich am Abend noch lebe, kehre ich in diese Zelle zurück und lege die Fesseln wieder an." Salma war bewegt von seinen Worten und befreite ihn. Abu Machran stürzte sich daraufhin sofort in das Getümmel der Schlacht.

S'ad bemerkte vom Dach des Hauses aus die überragenden Heldentaten eines einzelnen Kriegers. Überall, wo er auftauchte, brachen die feindlichen Linien zusammen; S'ad war voller Lob über seinen Mut und wollte wissen, wer er sei.

Am Abend kehrte Abu Machran freiwillig ins Gefängnis zurück und legte seine Fesseln an. Am Morgen erfuhr S'ad von seiner Frau alles über den tapferen Gefangenen. Jetzt wusste er, wer der bewundernswerte Krieger des vergangenen Tages war.

"Bei Allah !" erklärte S'ad. "Ich kann einen Mann, der sich so sehr für den Islam einsetzt, nicht hinter Gitter sperren."

"Bei Allah !" erklärte Abu Mahran nach seiner Freilassung.

"Ich will nie mehr einen Tropfen Wein zu mir nehmen!"