'Umar ibn Al-Hattab |
Verehrung für den Propheten Muchammad
Ein Beispiel für die Gleichheit im Islam
Ungewohntes Gespräch bei Yezdegerd
`Umar erhält die Siegesnachricht
Halids Verdienste werden anerkannt
Die zehn Jahre von `Umars Staat
Die Sendung des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf
ihm, befand sich noch im Anfangsstadium; der Islam war noch schwach und hilflos.
Die Oberen von Mekka waren gegen ihn. Eines Nachts stand der Prophet, Allahs
Segen und Friede auf ihm, in Gedanken versunken in der Kaaba. Da erhob er seine
Hände zum Himmel:
Das Bittgebet des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf
ihm, wurde erhört. Allah (t) erwählte 'Umar Ibn Al-Hattab, dem Islam zu
dienen. 'Amr ibn Hischam starb wie Abu Dschahl (=Vater der Unwissenheit), aber 'Umar
sollte eine Säule des Islam werden.
'Umar war 12 Jahre jünger als der Prophet, Allahs Segen und Friede
auf ihm. Er war der Sohn Al- Hattabs, seine Mutter hieß Hatima. Er stammte von
den Banu 'Adi ab, einem Zweig der Quraisch. Die Banü 'Adi genossen großes
Ansehen. Sie waren die Wortführer in den Verhandlungen der Quraisch mit anderen
Stämmen. Sie schlichteten auch als Richter deren Streitigkeiten.
Schon in früher Jugend erhielt 'Umar eine Ausbildung im
Kriegshandwerk und erlernte auch die Kunst der öffentlichen Rede. Schon früh
zeigte er ungewöhnlichen Mut und Offenheit. Er war lernbegierig und ernsthaft
in allem, was er unternahm. Diese Eigenschaften machten ihn schon in jungen
Jahren im Lande bekannt. Seine Handelsgeschäfte führten ihn in andere Länder;
und diese Reisen verschafften ihm ein umfassendes Wissen und ein großes Verständnis
für Menschen und Dinge.
Als dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, seine Sendung
offenbart wurde, war 'Umar 27 Jahre alt. Der junge 'Umar kümmerte sich nicht um
die Botschaft des Islam; denn er war für die gewohnte Lebensweise. Im Laufe der
Jahre machte der Islam langsam Fortschritte. Das ärgerte 'Umar. Die Leute, die
den Islam angenommen hatten, kehrten nie zu ihrer alten Religion zurück, was
die Oberen von Mekka auch immer dagegen tun mochten. Als eine von 'Umars
Dienerinnen Muslime geworden war, schlug er sie heftig. Aber sie wollte nicht
vom Islam ablassen. Als im sechsten Jahr der Sendung des Propheten, Allahs Segen
und Friede auf ihm, eine Anzahl von Muslimen nach Abessinien aufbrach, kochte 'Umar
vor Wut. "Da ist ein Mann", dachte er, "der das Volk gespalten
hat. Es lebte friedlich dahin. Dann erschien er und riss den Sohn vom Vater und
den Bruder vom Bruder. Nun rennen seine Anhänger in ein anderes Land. Nur
Muchammad ist die Ursache all dieser Unruhe. Ich muss ihn töten, um dem
Verdruss ein Ende zu machen."
Mit diesem Entschluss nahm 'Umar sein Schwert und zog aus, um den
Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu töten. Unterwegs traf er
einen Freund, der ihn fragte, warum er so verwirrt dreinschaue. 'Umar sagte ihm,
was er zu tun gedenke.
"Du solltest erst einmal auf deine eigene Verwandtschaft
achten", sagte der
Freund. "Deine Schwester und ihr Mann
haben den Islam angenommen!"
Durch diese Worte wurde 'Umars Zorn in eine andere
Richtung gelenkt. Er ging
geradewegs zum Haus seiner Schwester Fatima bint Al-Hattab und klopfte an die Tür.
Drinnen rezitierte jemand den Qur'an. Fatima erschrak, als sie
'Umars Stimme hörte. Sie
versteckte die Qur'an-Blätter, in
denen
sie gerade gelesen hatte, und öffnete die Tür.
"Was hast du gerade aufgesagt?" fragte 'Umar.
"O, nichts", sagte die Schwester.
"Wieso nichts?" rief er zornig aus, "ich habe alles
genau
gehört. Ich weiß,
dass
ihr beide Muhammads Religion
angenommen habt."
Während er dies sagte, begann er seinen Schwager Sa´id zu
schlagen. Fatima kam diesem zu
Hilfe und bekam einen
Schlag
auf den Kopf, so dass er zu bluten anfing. Dies machte
das Paar erst recht mutig;
"Ja, wir sind Muslime geworden", schrie sie 'Umar an,
Der Anblick der blutenden Schwester berührte 'Umar sehr.
Fatima war eine so liebe
Schwester! Sicher musste im Qur'an
etwas
Wahres enthalten sein, das ihr unschuldiges Herz
gewonnen hatte.
"Würdest du mich einen Blick in den Qur'an werfen
lassen?"
fragte
'Umar.
Nach langem Zögern händigte ihm Fatima die wenigen Blätter des
Qur'an aus, die sie besaß und die die ersten acht Ajachs aus der 57. Sura
enthielten.
'Umar setzte sich, um diese Seiten zu studieren. Sein
Gesichtsausdruck änderte sich bald, und sein Zorn kühlte sich ab, als er die
ersten acht Ajachs las, welche lauten:
"Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Es preist Allah, was in den Himmeln und was auf der Erde ist, und Er ist der
Erhabene, der Allweise. Sein ist das Königreich der Himmel und der Erde. Er
macht lebendig und lässt sterben, und Er hat Macht über alle Dinge. Er ist der
Erste und der Letzte, der Sichtbare und der Verborgene, und Er ist der Kenner
aller Dinge. Er ist es, Der die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschuf, dann
wandte Er Sich majestätisch Seinem Reich zu. Er weiß, was in die Erde eingeht
und was aus ihr hervorkommt, was vom Himmel hernieder kommt und was zu ihm
aufsteigt.
Und Er ist mit euch,
wo immer ihr (auch) sein möget. Und Allah sieht alles, was ihr tut. Sein ist
das Königreich der Himmel und der Erde; und zu Allah werden alle Dinge zurückgebracht.
Er lässt die Nacht in den Tag und den Tag in die Nacht eintreten; und Er ist
der Kenner all dessen, was (ihr) in den Herzen hegt. Verinnerlicht den Iman an
Allah und Seinen Gesandten und spendet von dem, zu dessen Erben Er euch gemacht
hat. Und jenen von euch, die den Iman verinnerlicht haben und spenden, wird ein
großer Lohn zuteil sein. Was ist euch, dass
ihr
nicht an Allah den Iman verinnerlicht, obwohl der Gesandte euch aufruft, an
euren Herrn den Iman zu verinnerlichen ; und Er hat von euch bereits ein
Versprechen abgenommen, wenn ihr Mu´mins seid."
Die Furcht vor Allah (t) ergriff 'Umars Herz. Er weinte und erklärte:
"Sicher, dies ist das Wort Allahs. Ich bezeuge, dass
Muchammad der Gesandte Allahs ist!" ´Umar setzte seinen Weg zum Propheten,
Allahs Segen und Friede auf ihm, weiter fort, aber jetzt war er ein verwandelter
Mann.
Jetzt ging er nicht zu ihm, um ihn zu töten, sondern um vor ihm
kundzutun das er den Islam annehmen will.
Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, saß mit einigen Männern
zusammen. Als er 'Umar kommen sah, fragte er ihn:
"'Umar, was führt dich zu mir?"
'Umar antwortete: "O Prophet Allahs, ich komme, um den Islam
anzunehmen."
Die Freude des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und
seiner Anhänger war groß. Laute Rufe "Allahu akbar!" schallten durch
Mekka. Bald wusste jeder, dass 'Umar kein Feind des Islam mehr war. Es war ein
großer Tag für den Islam, weil einer seiner ärgsten Feinde sein fester Anhänger
Der Übertritt 'Umars brachte für den Islam eine Wende. Vorher
mussten die Muslime in ständiger Furcht vor den Kafir leben. Einige hatten
sogar vor den Kafir verheimlicht das sie den Islam angenommen hatten. Sie
konnten ihre Gebete nicht in der Öffentlichkeit verrichten. Dies alles änderte
sich, nachdem 'Umar Muslim geworden war.
Als erstes rief 'Umar die Oberen von Mekka zusammen, und vor dieser
Versammlung erklärte er, ein Anhänger des Islam zu sein. Man starrte ihn
schweigend an, niemand konnte ein Wort der Entgegnung herausbringen.
Dann bat 'Umar den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, in
der Kaaba beten zu dürfen. Er selbst führte einen Teil der Muslime dorthin.
Eine zweite Gruppe wurde von Hamsa (r) geführt. Als alle beisammen waren,
wurden die Gebete unter der Leitung des Propheten, Allahs Segen und Friede auf
ihm, gemeinsam verrichtet. Dies war das erste Gebet dieser Art in der Kaaba.
Vor der Auswanderung nach Medina ereignete sich das gleiche. Die
meisten Muslime verließen Mekka still und heimlich mit Ausnahme von 'Umar.
Er legte seine Waffen an, ging zur Ka'ba und betete dort. Die Oberen von Mekka
schauten ihm schweigend zu. Nach dem Gebet rief er ihnen laut zu:
"Jetzt
ziehe ich nach Medina. Wer mich daran hindern will, soll mich jenseits des Tals
treffen. Seine Mutter wird ihn gewiss trauernd beweinen."
Trotz dieser Herausforderung wagte es kein Kafir, 'Umar
aufzuhalten. Dies brachte 'Umar den Beinamen "Al-Faruq" ein. "Al-Faruq"
heißt einer, der zwischen Wahrheit und Lüge unterscheidet bzw. eine Änderung
herbeiführt. Durch 'Umars Übertritt zum Islam erfuhren dieser und seine Anhänger
einen großen Wandel.
Verehrung für den Propheten Muchammad
In allen Schlachten und Unternehmungen stand 'Umar dem Propheten,
Allahs Segen und Friede auf ihm, zur Seite.
Beim Kampf von Uhud befand sich der Prophet, Allahs Segen und
Friede auf ihm, mit seinen Sahaba auf einem nahe gelegenen Hügel. Als Halid
versuchte, sie anzugreifen, stieß 'Umar mit einem Teil der Muslime vor und
schlug ihn zurück. Da rief Abu Sufjan aus: "Ist Muchammad am Leben?"
Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, untersagte seinen Männern
zu antworten. Abu Sufjan fragte wieder:
"Dann sind also Muchammad, Abu Bakr und 'Umar alle tot?"
Da konnte 'Umar nicht länger ruhig bleiben und rief zurück:
"O Feind Allahs, wir sind alle wohlauf!"
Bei der Einnahme von Mekka nahm der Prophet, Allahs Segen und
Friede auf ihm, den Treueschwur der Männer selbst entgegen und bat 'Umar, den
Treueid der Frauen entgegenzunehmen. 'Umars Tochter Hafsa war eine von
Muchammads Frauen.
Einmal war der Prophet, Allahs Segen und Friede
auf ihm, unzufrieden mit ihnen. Einige Wochen lang ging er zu keiner von ihnen
und blieb allein. Er wollte mit niemandem darüber sprechen. Eines Nachmittags
suchte 'Umar den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, auf. Der Diener sagte
"Bitte sage dem Gesandten Allahs, dass ich nicht gekommen bin,
um für Hafsa zu sprechen. Wenn es der Prophet will, schlage ich ihr den Kopf ab
und lege ihn ihm zu Füßen."
Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, diese Worte hörte,
gestattete er 'Umar einzutreten.
'Umars Ansichten über die meisten Dinge waren sehr
ausgewogen. Oft geschah es, dass 'Umar eine andere Meinung als die anderen Sahaba hatte.
Nicht selten wurden dann seine Ansichten nachträglich durch später
offenbarte Ajachs unterstützt. So kam es, dass der Prophet, Allahs Segen und
Friede auf ihm, den Worten 'Umars große Beachtung schenkte. Diese Hochachtung
fand ihren Ausdruck darin, dass er einmal sagte: "Wenn nach mir noch ein
Prophet zu kommen hätte, würde es gewiss 'Umar sein."
Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, das Unternehmen
Tabuk vorbereitete, unterstützte das Volk dieses Vorhaben mit Geld. 'Umar (r)
gab die Hälfte seines gesamten Vermögens ab.
'Umars Verehrung für den Propheten, Allahs Segen und Friede auf
ihm, brachte ihn ihm sehr nahe. Um ihn noch mehr an sich zu binden, heiratete
der Prophet 'Umars verwitwete Tochter Hafsa. Sie hatte einen schwierigen
Charakter, und 'Umar befürchtete daher, dass sie den Rest ihres Lebens als
Witwe verbringen müsste. Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm,
davon hörte, nahm er sie selbst zur Frau. Der Tod des Propheten, Allahs Segen
und Friede auf ihm, war ein schwerer Schlag für 'Umar. Er konnte nicht glauben,
dass Muchammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, tot sein sollte, zog sein
Schwert und schwor, jedem den Kopf abzuschlagen, der behaupte, der Gesandte
Allahs sei tot - so hatte der Kummer ihn überwältigt. Ein Leben ohne den
Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, war für ihn undenkbar. Und was
sollte aus dem Islam und seinen Anhängern werden, wenn der Prophet, Allahs
Segen und Friede auf ihm, wirklich tot war, wie
Eroberung des Iraq
Nach Halid war Al-Mutanna ibn Harita Oberbefehlshaber der
islamischen Streitkräfte in Al-Hira im Iraq. Er wurde vom Feind angegriffen,
schlug jedoch den Vorstoß zurück. Es tauchten aber Gerüchte auf, dass die
Perser einen weiteren schweren Schlag vorbereiteten. Deshalb kam Al-Mutanna ibn
Bald
kamen die Menschen aus allen Teilen des Landes nach Medina, um dem neuen Amirul
Mu´minin ihre Treue zu geloben. 'Urnar nutzte ihre Anwesenheit, um mit ihnen zu
sprechen und sie zu überzeugen, dass ihre Teilnahme am iraqischen Feldzug
notwendig sei. Aber die meisten Leute waren der Meinung, dass Halid ibn Al-
WAlliid der einzige Mann sei, der mit dem Feind fertig werden könne. Sie
zweifelten am Erfolg eines Feldzuges, der nicht von Halid geleitet würde. 'Umar
fuhr jedoch fort, seine Gedanken dem Volk eindringlich nahe zu bringen. Er
wollte die falsche Vorstellung ausmerzen, dass der Islam nur auf einen
bestimmten Mann angewiesen sei, so hervorragend dieser auch sein mag. Schließlich
erklärte Abu 'Ubaida Ibn Al- Dscharrah (r), Oberhaupt der Banu Taqif,
dass er für die Sache Allahs kämpfen wolle, und viele Männer folgten
daraufhin seinem Beispiel. Abu 'Ubaida erhielt das Oberkommando für die Kämpfe
im Iraq.
Die Niederlagen der Perser im Iraq ließen ihre Herrscher
verzweifeln. Die Führer begruben ihre Streitigkeiten und trafen sich zu
Beratungen. Nach vielen Überlegungen krönten sie die Prinzessin Puran Duukht
zur Kaiserin und ernannten den wohlbekannten Adligen Rustum zu ihrem obersten
Minister und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Als erstes nahm Rustum die
Grenzbezirke wieder in Besitz, die in die Hände der Muslime gefallen waren.
Dann sandte er zwei große Heere aus unter der Führung von Gaban und Nursi,
zwei Männern, die in der Kriegsführung sehr erfahren waren. Nursi war ein
Prinz und Dschaban ein Mann von hohem Adel.
Abu 'Ubaida führte die erste Schlacht gegen Dschaban bei Namariq.
Dschaban wurde völlig besiegt und von einem muslimischen Soldaten
gefangengenommen, der nicht wusste , wer sein Gefangener war. Dschaban sagte zu
ihm: "Ich bin ein alter Mann, las mich gehen. Ich werde dich dafür
Der Soldat willigte ein. Bald darauf wurde Dschaban aber von einem
anderen Soldaten erkannt, und man schleppte ihn vor Abu 'Ubaida. Dschaban
berichtete ihm von dem Handel, den er mit einem seiner Männer gemacht hatte.
Die meisten der Anwesenden verurteilten diese Handlungsweise mit scharfen
So erhielt Dschaban seine Freiheit wieder.
Die Perser, die von Namariq geflohen waren, stießen zur Armee
Nursis. Aber Nursi wurde ebenfalls besiegt. Beide Siege waren von Nutzen für
den Grenzbereich. Die Oberen und Edlen dieser Bezirke erschienen vor Abu 'Ubaida
(r), um ihm Treue zu geloben.
Ein Beispiel für die Gleichheit im
Islam
Einige der Oberen brachten nach ihrer Unterwerfung ausgewählte
Speisen für Abu 'Ubaida.
"Sind diese Gerichte für mich oder für die ganze
Armee?" fragte er.
Sie erwiderten, es sei schwierig, in so kurzer Zeit für das ganze
Heer Essen zuzubereiten. Aber Abu 'Ubaida sagte: "Diese Männer sind
genauso wie ich bereit, ihr Blut im Kampf zu vergießen. Also muss auch ich
bereit sein, das gleiche zu essen wie sie."
Solche Worte hatten die stolzen Herren noch nie gehört, da sie
einen anderen Lebensstil in Persien gewohnt waren. Die muslimische Lebensweise
versetzte sie über alle Maßen in Erstaunen.
Die Niederlagen von Dschaban und Nursi schreckten Rustum auf: er
musste etwas gegen die Muslime unternehmen. Sogleich stellte er ein gewaltiges
Heer unter dem Befehl seines tapfersten Generals Bachman Dschaduya auf und übergab
ihm die berühmte Durfasch-i-Kawayani, die heilige Flagge Persiens, die nur bei
ganz besonderen Anlässen herausgegeben wurde.
Im
Monat Sch`aban im Jahre 13 n.H. rückte Abu 'Ubaida gegen Bachman vor. Der
Euphrat trennte die beiden Heere. Bachman fragte Abu 'Ubaida, welches der beiden
Heere übersetzen solle. Die muslimischen Heeresführer wollten gern auf ihrer
Fluss-Seite bleiben. Aber Abu 'Ubaidas Selbstvertrauen war so groß, dass er sich
entschloss, jenseits des Flusses zu kämpfen. Die Muslime überquerten daraufhin
den Fluss auf einer aus Booten gebauten Brücke. Hier waren sie jedoch erheblich
im Nachteil: Das Gelände war uneben, so dass das Heer sich nicht frei bewegen
konnte. Das schlimmste aber war, dass die Perser durch eine dicke Mauer von
Elefanten geschützt waren. Die arabischen Pferde hatten nie zuvor so große
Tiere gesehen; sie scheuten und waren schwer zu zügeln.
Als
Abu 'Ubaida das sah, befahl er seinen Männern, abzusitzen. Mit ihren Schwertern
zerschnitten sie die Stricke der auf den Elefanten befestigten Sitze, brachten
so die Reiter zu Boden und töteten sie. Aber die Elefanten selbst blieben ein
Problem. Sie trampelten die Männer zu Tode. Ein weißer Elefant, der Anführer
der Herde, wurde zum Schrecken der Soldaten. Überall, wo er auftauchte, wurden
die Muslime von Panik ergriffen, und ihre Linien brachen zusammen. Abu 'Ubaida
musste etwas unternehmen: So trennte er mit einem Schwertstreich den Rüssel des
Elefanten ab. Im nächsten Augenblick trampelte das wütende Tier den
Oberbefehlshaber der Muslime zu Tode. Sein Bruder sprang vor, um die Standarte
zu halten, aber er erlitt das gleiche Schicksal. Auf gleiche Weise fielen
nacheinander sieben Verwandte Abu 'Ubaidas.
Dadurch verlor das muslimische Heer seinen Kampfgeist. Sie wollten
fliehen, aber die Brücke war nicht mehr da. Sie war von einem jungen Mann der
Banu Taqif abgebrochen worden, um die muslimischen Soldaten an der Flucht zu
hindern. Die Lage schien hoffnungslos. Nun hatte Al-Mutanna ibn Harita den
Oberbefehl, Er ordnete an, die Brücke wieder herzustellen. Inzwischen hielt er
den Feind zurück. Trotzdem erlitt das islamische Heer schwere Verluste. Fast
4000 Mann ertranken im Fluss; von einer Armee mit 9000 Mann konnten sich nur
3000 retten.
'Umar war sehr traurig über die Niederlage. Der Verlust so
edlen Lebens bewegte ihn sehr. Er forderte verschiedene Stämme durch Boten auf,
unter dem Oberbefehl von Al-Mutanna ibn Harita zu kämpfen, und es dauerte nicht
lange, bis Al-Mutanna genügend Männer beisammen hatte, um den Kampf wieder
aufzunehmen. Diesmal wählte Rustum den General Mehran zum Kampf
Die Schlacht begann. Es war ein verbissener Kampf: Die Perser waren
zahlenmäßig um ein Mehrfaches überlegen, doch die Muslime kämpften
verzweifelt. Mit erstaunlichem Wagemut stießen sie mitten in die persischen
Heere. Ein junger Mann der Banu Tarlib erkannte Mehran. Er stürzte sich auf ihn
und schlug ihm den Kopf ab. Dann rief er: "Ich bin ein junger Tarlib und
habe den Anführer der Perser getötet!"
In der persischen Menge entstand daraufhin Unruhe, und es folgte
ein wilder Ansturm auf die Brücke. Al-Mutanna ibn Harita hatte jedoch seinen
Plan bereits ausgeführt, die Brücke abzubauen, ehe der Feind sie erreichen
konnte. Ohne die rettende Brücke ertranken Tausende von Persern; nicht weniger
als 100.000 verloren ihr Leben in dieser Schlacht. Der Sieg der Muslime war
vollständig. Der ganze Iraq westlich des Euphrat lag nun in den Händen der
Muslime
Die Niederlage brachte die Herrscher Persiens in große
Schwierigkeiten. Wieder traf sich der Adel zu geheimer Beratung. Man war sich
klar, dass das Land gerettet werden musste und dass kein Preis dafür zu hoch
sei. Schließlich kamen sie überein, dass eine Frau die Staatsgeschäfte nicht
führen könne; und sie setzten einen männlichen Herrscher an die Stelle der
Kaiserin: Yezdegerd, ein einundzwanzigjähriger geistvoller junger Mann, wurde
Kaiser. Der neue Kaiser nahm seine Aufgabe ernst. Er reorganisierte das Heer und
verstärkte die Grenz Verteidigung. Er regte den Adel zu neuen Taten an, und in
Persien wurde ein neues Lebensgefühl spürbar. Verlorene Teile des Iraq wurden
wiedergewonnen. Als 'Umar (r) davon erfuhr, befahl er Al-Mutanna ibn Harita,
sich an die arabische Grenze zurückzuziehen. Auf diese Anweisung hin sammelte
Al-Mutanna seine Streitkräfte in einem Lager bei Di Qar, einem arabischen Außenposten.
Der gesamte Iraq war wieder einmal in persischer Hand.
Für kurze Zeit erschien das Perser-Reich so mächtig wie zuvor. Es
gewann zurück, was es verloren hatte, und der junge Yezdegerd schien Persien
den früheren Ruhm zurückgegeben zu haben. Der Adel und das Volk waren glücklich
darüber, aber ihre Freude war nur von kurzer Dauer; denn jenseits der Grenze
bahnten sich furchtbare Dinge an.
Der Wiederaufstieg Persiens und die damit
verbundene erneute Bedrohung für den islamischen Staat war eine Herausforderung,
der man begegnen musste. 'Umar traf Kriegsvorbereitungen in großem Umfang. Die Gouverneure
erhielten Befehle, treue Krieger, erprobte Generäle und gute Redner in die
Hauptstadt zu schicken. Diese Befehle wurden ausgeführt, und die besten Söhne
des Islam versammelten sich in Medina.
'Umar wollte das Heer selbst führen. Talha, As-Subair ibn Al-'Awwarn, 'Abdur-Rachman
Ibn 'Auf und andere hervorragende Sahaba des Propheten, Allahs Segen und Friede
auf ihm, wurden zu Anführern verschiedener Abteilungen ernannt. 'Umar marschierte ungefähr drei Meilen lang an der Spitze des
Heeres; dann schlug er ein Lager auf, um endgültig zu entscheiden, ob er selbst
das Oberkommando weiter behalten sollte, wie es die meisten wollten. Aber die
alten Krieger meinten, dass dies zu gefährlich sei: Niemand könne den Ausgang
der Schlacht voraussagen, und falls die Muslime unter dem Kommando des Amirul Mu´minin
unterliegen sollten, könnte ihnen nichts mehr ihr Vertrauen und Ansehen zurückgeben.
Dies leuchtete 'Umar ein. Er übertrug deshalb Sa'd ibn Abi Waqqas, einem Onkel
des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, mütterlicherseits, den
Oberbefehl. Er selbst kehrte nach Medina zurück. Sa'd setzte den Vormarsch
fort, bis er die Stelle
erreichte, wo jetzt Kufa steht. Hier erfuhr er von Al-Mutanna ibn Haritas Tod.
Al- Mutannas Bruder stieß mit seiner Streitmacht zu Sa'd; er überbrachte dem
neuen Befehlshaber nützliche Hinweise, die sein verstorbener Bruder ihm gegeben
hatte.
Von Medina aus befasste sich 'Umar bis in alle Einzelheiten mit
dem Feldzug, und Sa'd erhielt vom `Umar ständig Anweisungen. Dieser bestimmte
auch, wie die Armee gegliedert werden sollte, und er wählte Al-Qadisiyya als
den Ort aus, an dem die Muslime Halt machen sollten. Dann ließ er sich eine
genaue Karte der Umgebung anfertigen. Anhand dieser Landkarte legte er dann die
anzuwendende Taktik fest
Ungewohntes Gespräch bei Yezdegerd
Sa'd erhielt die Anweisung, dem Feind vor Beginn des Kampfes den
Frieden anzubieten. Als Unterhändler wurden die Oberen von 14 verschiedenen Stämmen
entsandt. Yezdegerd versammelte seine Ratgeber, um die Unterhändler zu
empfangen. Der Hof war ein Spiegel persischen Pomps und Glanzes; denn die Perser
wollten durch Prachtentfaltung die Augen der Wüstenbewohner blenden. Aber es
zeigte sich, dass die Muslime von anderer Art waren: Mit Umhängetüchern aus
dem Jemen um die Schultern, Lederschuhen an den
Die Friedensgespräche begannen. Yezdegerd fragte die Abgesandten,
weshalb sie in sein Land gekommen seien. N`uman ibn Muqarrin, der Leiter der
Abordnung, trat hervor und sagte:
Dann befahl er uns, seine Botschaft, den Islam, den uns umgebenden
Völkern zu bringen. Der Islam ist der Urquell alles Guten. Er sagt ganz klar,
was gut und was böse ist. Persische Edle, wir rufen euch auf den Weg des
Islams. Wenn ihr ihn annehmt, kann es nur das Beste für euch sein, und wir
werden euch in Frieden lassen. Wir werden euch Allahs geschriebenes Gebot übergeben.
Dieses Buch wird euer Führer sein. Ihr werdet seine Gebote befolgen. Aber wenn
ihr die Botschaft des Islam zurückweist, müsst ihr unter unserer Herrschaft
leben und die Dschisya bezahlen. Auch müsst ihr dafür sorgen, dass es keine
Wenn ihr
auch dies
verweigert, muss
das Schwert
entscheiden." Yezdegerd hörte diese Rede ruhig an und sagte: "Araber,
vor nicht allzu langer Zeit gab es kein Volk, das so armselig und verkommen war
wie ihr. Es genügte die Anweisung an einen Grenzposten, um Vergehen von euch zu
Nach diesen Worten stand Al-Mudschira ibn Sarara auf und
erwiderte: "Kaiser, wir lebten tatsächlich so armselig, wie ihr sagtet,
vielleicht sogar in noch schlimmerem Maße. Wir aßen tote Tiere, bekleideten
uns mit Fellen und schliefen auf dem Boden. Aber seit Allahs auserwählter
Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, unter uns
"Bei Yazdan", brüllte er zornig, "wenn uns nicht
das Gesetz daran hinderte, das Blut von Unterhändlern zu vergießen, hätte ich
euch enthaupten lassen! Aber ich werde Rustum beauftragen, mit euch abzurechnen.
Er wird euch und alle eure Kameraden in der Erde von Al-Qadisiyya
begraben."
Dann frage er: "Wer hat das größte Ansehen unter euch?"
"Ich", antwortete 'Asim ibn 'Umar.
Der Kaiser ließ einen Korb mit Erde füllen und ihn 'Asim auf den
Kopf setzen. Dieser lief davon und brachte ihn zu seinem Befehlshaber Sa'd. Als
er den Korb vor diesem niedergesetzt hatte, sagte er:
"Ich gratuliere dir zum Sieg! Der Feind hat uns sein Land
selbst ausgehändigt!"
Sa'd gefiel dies sehr, und er nahm dies als ein gutes Vorzeichen für
den Sieg der Muslime. Der Fortgang der Ereignisse gab ihm recht.
Mit einer Armee von 120.000 Mann zog Rustum nach Al-Qadisiyya. Hier
bezog er Stellung für die Schlacht, aber im Innersten seines Herzens fürchtete
er die Muslime. Daher zögerte er den Beginn der Schlacht um einige Wochen
hinaus. Ständig waren Abgesandte beider Seiten unterwegs. Der letzte
Abgesandte, der Rustum aufsuchte, war Al-Mudschira ibn S`uba. Rustum tat alles,
was er konnte, um den Muslim mit Glanz zu blenden: Er saß auf einem goldenen
Thron, hatte eine Diamantenkrone auf dem Haupt, und der ganze Hof war mit
Brokat, Gold und Diamanten reich geschmückt. Al-Mudschira ibn S´uba stieg vom
Pferd herab, ging geradewegs zu Rustums Thron, stieg hinauf und setzte sich an
Rustums Seite.
Alle Anwesenden waren aufs äußerste verblüfft; denn so etwas
Ungeheuerliches hatte noch niemand gewagt. Schließlich kamen Wachen
herbeigelaufen und zwangen Al-Mudschira, vom Thron herunterzusteigen.
Al-Mudschira blieb jedoch kühl und sagte, an den versammelten Hof gerichtet:
"Edle von Persien! Ich hielt euch für weise, aber ihr habt euch als töricht
erwiesen. Wir Muslime erheben niemals einen Menschen in den Rang von Göttern.
Die Schwachen unter uns glauben nicht an die Überlegenheit der Starken, und ich
dachte, ihr würdet nach denselben Grundsätzen handeln. Ich wusste nicht, dass
bei euch die Starken über Schwachen stehen und von diesen angebetet werden.
Auch war mir nicht bekannt, dass ihr nicht an die Gleichheit der Menschen
glaubt. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich überhaupt nicht erst an euren
Hof gekommen. Aber ich sage euch, dass ihr mit diesen Methoden euer Reich nicht
halten könnt. Unruhe unter den Schwachen wird alles auf den Kopf stellen."
Mit Al-Mudschiras Rede waren die Friedensgespräche beendet. Aber in den Ohren
der persischen Noblen klangen seine Worte nach.
"Wie wahr die Worte dieses freimütigen Muslims sind!"
sagten einige.
"Der Bursche hetzt unser Volk gegen uns auf, sagten andere,
"es wäre töricht, auf die Muslime herabzusehen."
Im Monat Mucharram des Jahres 14 n.H. begann endlich die
Schlacht von Al-Qadisiyya. S´ad ibn Abi Waqqas, der muslimische
Oberbefehlshaber, war jedoch krank und erlitt starke Schmerzen. So konnte er den
Einsatz nur vom Dach eines nahe gelegenen Hauses aus leiten. Er befahl den
Angriff nach dem frühen Nachmittagsgebet. Nach islamischer Regel rief der
Befehlshaber dreimal laut: "Allahu akbar!"
Beim vierten Ausruf setzte sich das Heer in Bewegung. Der Kampf
dauerte bis spät in den Abend. Die persischen Elefanten waren wieder das
Schreckgespenst für die arabischen Pferde, und die muslimischen Bogenschützen
versuchten, sie und ihre Reiter zu treffen. Aber das Problem mit den Elefanten
blieb ungelöst, und der erste Tag endete mit einem Vorteil für die Perser.
Am Morgen des zweiten Tages wurde die Schlacht fortgesetzt. Die
Toten wurden beerdigt, die Verwundeten der Pflege der Frauen überlassen. Vor
Beginn des Kampfes traf Verstärkung aus Syrien ein. Es waren 6000 Mann, die
jedoch bis zum Abend in kleineren Gruppen heraneilten. Diese Taktik erweckte bei
den Persern den Eindruck, dass sich die islamische Armee ständig vergrößere.
Der Gedanke erfüllte sie mit Schrecken.
Die syrischen Truppen hatten sich etwas besonders Kluges
ausgedacht, um gegen die Elefanten zu kämpfen: Sie bedeckten ihre Kamele mit
großen schwarzen, wehenden Umhängen, und dieser Anblick bewirkte, dass die
Elefanten verwirrt wurden und sich nicht mehr leiten ließen. Bis Mitternacht
blieben die beiden Heere in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt. Bachman,
Prinz Schahr Baras und viele andere persische Führer wurden getötet. Die
Muslime erlangten insgesamt einen klaren Vorteil.
Am darauf folgenden Tag ereignete sich während der Schlacht ein
seltsamer Vorfall. Abu Machran At-Taqafi war ein großer Krieger und guter
Dichter, aber Sa`d hatte ihn betrunken angetroffen und ins Gefängnis geworfen.
Vom Fenster seines Gefängnisses aus sah der tapfere Krieger die bewegten Szenen
der Schlacht und wäre gern dabei gewesen. Da ging S'ads Frau Salma vorbei; er
flehte sie an, ihn zu befreien, damit er am Kampf teilnehmen könne. Er
versicherte ihr: "Wenn ich am Abend noch lebe, kehre ich in diese Zelle zurück
und lege die Fesseln wieder an." Salma war bewegt von seinen Worten und
befreite ihn. Abu Machran stürzte sich daraufhin sofort in das Getümmel der
Schlacht.
S'ad bemerkte vom Dach des Hauses aus die überragenden Heldentaten
eines einzelnen Kriegers. Überall, wo er auftauchte, brachen die feindlichen
Linien zusammen; S'ad war voller Lob über seinen Mut und wollte wissen, wer er
sei.
Am Abend kehrte Abu Machran freiwillig ins Gefängnis zurück und
legte seine Fesseln an. Am Morgen erfuhr S'ad von seiner Frau alles über den
tapferen Gefangenen. Jetzt wusste er, wer der bewundernswerte Krieger des
vergangenen Tages war.
"Bei Allah !" erklärte S'ad. "Ich kann einen
Mann, der sich so sehr für den Islam einsetzt, nicht hinter Gitter
sperren."
"Bei Allah !" erklärte Abu Mahran nach seiner
Freilassung.
"Ich will nie mehr einen Tropfen Wein zu mir nehmen!" |