Tulaiha

Einer der Schwindler war Tulaiha. Er gehörte zum Stamme Banu Asad. Nach seiner letzten Pilgerreise erhob er Anspruch darauf, ein Prophet zu sein, und alle seine Stammesgenossen wurden seine Anhänger. Die Stämme Tay' und Dschatafan, die Verbündeten der Banu Asad, schlössen sich auch dem Schwindler an. Mit dieser großen Anhängerschaft lagerte Tulaiha bei der Quelle Basaha im Nadschd. Halid Ibn Al-Walid besiegte ihn, und Tulaiha floh nach Syrien. Später wurde er wieder Muslim. Er diente in der muslimischen Armee während des irakischen Feldzuges und versuchte, für seine vergangenen Sünden Buße zu tun.

 

Malik ibn Nuwaira

Halid marschierte dann gegen Malik ibn Nuwaira, das Stammesoberhaupt der Banu Tamim. Dieser hatte die Zahlung der Seka eingestellt und die Muslime seines Stammes bekämpft. Als er von Halids Anmarsch hörte, löste er seine Truppen auf. Halid stellte ihn und seine Männer unter Arrest. Nun war es in dieser Nacht ungewöhnlich kalt, und die Gefangenen begannen zu frieren. Halid ordnete daher an, dass sie gewärmt werden sollten. Aber das arabische Wort für "wärmen" bedeutet auch "erschlagen" Da die Wachen den Befehl missverstanden, töteten sie Malik und seine Männer mit dem Schwert.

Als Halid am nächsten Morgen von Maliks Schicksal erfuhr, wurde er sehr traurig.  Aber er konnte die Tat nicht ungeschehen machen.
"Was Allah fügt, geschieht", sagte er. Abu Bakr erreichten Klagen darüber, dass Halid in diesem besonderen Fall nicht nach dessen Anweisungen gehandelt habe. Man verlangte, dass Halid für diese übereilte Handlung bestraft werden solle. Aber Abu Bakr zahlte selbst das Blutgeld für Malik Ibn Nuwaira. Er sagte: "Halid ist das Schwert Allahs. Dieses Schwert hat Kafir wie ein Blitz getroffen. Wie kann ich dies ungeschehen machen?"

 

Musailima, der Lügner

Musailima war der listigste aller Schwindler. Er gehörte zu den  Jamama. Als er von der schweren Krankheit des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, erfuhr, schrieb er ihm einen Brief:

"Allah hat mich zum Teilhaber an deinem Prophetentum gemacht. Lasst uns die Erde unter uns beiden aufteilen! "

Darauf entgegnete der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm:

"An Musailima, den Lügner! Gewiss ist, dass die Erde Allah gehört. Er gibt sie denen Seiner Diener zum Besitz, die Er liebt."

Beim Tode des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, sah Musailima seine Gelegenheit gekommen. Er sammelte ein großes Heer.

Diese Armee musste er zuerst mit einer Betrügerin namens Sadcha, einer Christin teilen. Nach dem Tode des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, wollte sie auch als Prophetin gelten.

"Warum sollen alle Propheten Männer sein?" fragte sie. "In mir hat Allah nun eine Frau als Prophetin gesandt." Sie stellte eine große Armee auf und marschierte in Richtung Medina. Unterwegs stieß sie auf Musailimas Streitkräfte. Der gerissene Betrüger erkannte sofort, dass Sadcha eine ernstzunehmende Rivalin war und dass er sie auf dem Schlachtfeld nicht besiegen konnte. So fing er eine Liebesgeschichte mit ihr an. Sadscha ging ihm leicht in die Falle und heiratete ihn. Nun hatte Musailima ein großes Heer von 4000 Mann unter seinem Kommando.
 Das Bataillon unter Ikrima Ibn Abu Dschahl sollte Musailima angreifen, das Bataillon unter Surahbil war als Verstärkung gedacht. 'Ikrima hatte den Befehl, auf die Verstärkung zu warten. Aber in der Hoffnung, den Ruhm für sich allein zu gewinnen, wartete 'Ikrima nicht ab. Er griff Musailima an und wurde geschlagen. Diese Nachricht stimmte Abu Bakr traurig. Er beauftragte sofort Halid Ibn Al-Walid, Musailima anzugreifen. Die vereinigten Bataillone von Halid und Surahbil fielen nun über den Schwindler her. Musailima kämpfte verzweifelt. Einer seiner Leute erreichte sogar Halids Zelt. Aber Halid behielt die Nerven. Er sammelte seine Leute
erneut und führte selbst einen letzten Angriff. Verblüfft über den plötzlichen Ansturm ergriffen Musailimas Männer die Flucht. Der Schwindler und einige seiner Begleiter verbargen sich in einem befestigten Garten. Aber die Krieger des Islam rannten seine Tore ein, und der niederträchtige Schwindler und seine Freunde fielen dem Schwert zum Opfer.
 
Unter denen, die Musailima niedermachten, befand sich auch Wachschi,  der Hamsa, den Onkel des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, , bei Uhud getötet hatte. Er hatte dies getan, um seine Freiheit zu erlangen. Hind, die Frau Abu Sufjans, hatte ihm versprochen, ihn freizukaufen, wenn er Hamsa erschlüge. Nach dem Fall von Makka wurde Wachschi Muslim. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, vergab ihm, sagte aber:

"Wachschi, geh bitte aus meinen Augen. Du erinnerst mich an meinen lieben Onkel"

Wachschi war immer traurig wegen seiner Sünde und wollte sich davon reinwaschen. Die Schlacht gegen Musailima gab ihm hierzu Gelegenheit: Mit seinem Wurfspeer versuchte er, ihn zu treffen. Geschickt stieß er die vergiftete Spitze in seinen Körper, und der Schurke fiel mit einem Aufschrei zu Boden. Im nächsten Augenblick wurde ihm der Kopf abgetrennt.

"Alles Lob gebührt Allah!" rief Wahschi aus. "Ich habe damit meine Sünde wieder gutgemacht!"

Musailima gehörte zum Stamm der Banu Hanifa. Abu Bakr ordnete an, dass alle Männer des Stammes, die die Waffen gegen den Islam erhoben hatten, getötet werden sollten. Aber Halid (r) hatte bereits versprochen, ihr Leben zu schonen. Deshalb galt sein Wort, und der ganze Stamm nahm den Islam wieder an.  

 

Al-Aswad Al-'Ansi

Kurze Zeit vor dem Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, tauchte auch im Jemen ein Schwindler auf.
Er hieß Al-Aswad und gehörte zum Stamme 'Ans. Er gewann eine beträchtliche Zahl von Anhängern.
Dann griff er die Hauptstadt des Jemen, San'a', an, tötete den Gouverneur und heiratete dessen Witwe.
Er war im ganzen Jemen gefürchtet.

Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, schrieb an die Führer der muslimischen Streitkräfte im Jemen, sie sollten das Land von dem Schwindler befreien. Daraufhin nahmen sie mit seiner Frau, die ihn von ganzem Herzen hasste, heimlich Verbindung auf, und eines Nachts gelang es ihnen, Al-Aswad zu toten.

So kam der Jemen wieder unter muslimische Herrschaft. Diese Nachricht erreichte Medina einen Tag nach dem Tode des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. aber im Jemen brachen wieder neue Unruhen aus, als der Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, bekannt wurde.
Ein früherer General Al-Aswads namens Qais bemühte sich, an die Macht zu kommen. Er gab den Islam auf und versammelte die Anhänger seines getöteten Herrn um sich. Er hatte auch die Unterstützung einiger Oberhäupter der Jemeniten, die den Islam zwar nach außen zur Schau stellten, innerlich aber gegen ihn waren.
Er scharte genügend Männer um sich, um San'a' einzunehmen, und wurde der Beherrscher des Jemen. Aber das Heer der Muslime stand bereit. In der Zwischenzeit erreichten auch die beiden von Abu Bakr ausgesandten Bataillone den Jemen, und San4 ä' wurde zurückerobert. Qais und sein Hauptverbündeter 'Amr Ibn Ma'di Karib Subairi wurden nach Medina geschickt.
Sie bereuten beide ihre Sünden, und es wurde ihnen vergeben

 

Al-Bachrain

Das Volk von Al-Bachrain nahm den Islam zu Lebzeiten des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, an. Nach seinem Tod warf der mächtige Stamm der Banu Bakr den von ihnen als Joch empfundenen Islam jedoch ab und begann, gegen die Muslime zu kämpfen. Abu Bakr sandte ein Bataillon unter 'Ala Ibn Al-Hadrami, um den aufrührerischen Stamm zu unterwerfen. Die Banu Bakr wurden besiegt und ihr Anführer Hatim getötet - Al-Bahrain war wieder fest unter muslimischer Herrschaft.

Auch einige Stämme von 'Uman fielen vom Islam ab, Abu Bakrs Heeresführer brachten sie aber alle in die Gemeinschaft des Islam zurück.

So gelang es Abu Bakr in wenigen Monaten, den Aufruhr zu unterdrücken, den die Schwindler im ganzen Land verursacht hatten. Halid Ibn Al-Walid (r) trug hierzu mehr bei als jeder andere.

 

Krieg mit Persien 

Das Zeitalter der Eroberungen beginnt

Die Kaiser Persiens hatten alles, was sie konnten, getan, um den Islam zu vernichten. Der schändliche Khusro Praves hatte sogar befohlen, den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, einzusperren. Aber einige Tage darauf wurde er von seinem Sohn Scharuya getötet. Von diesem Tag an kannte Persien keinen Frieden mehr, und Abu Bakr musste mit einer ständigen Gefahr an den östlichen Grenzen rechnen.
 Im ersten Monat des Jahres 12 n.H. wurde Halid Ibn Al-Walid ausgesandt, um die persischen Streitkräfte anzugreifen. Ein anderes Heer unter Al-Qa'qa' Ibn 'Amr sollte ihn unterstützen. Halid sollte Ramla, den südlichen Vorposten des
persischen Reiches, angreifen, ein zweites Heer unter 'Ayaz Ihn Dschannam sollte an der Nordgrenze des Irak kämpfen. Nach islamischer Gepflogenheit richtete Halid folgenden Brief an Hurmuz, den persischen Befehlshaber:

"Nimm den Islam an, und du bist sicher. Tust du es nicht, dann stimme zu, die Dschisja zu bezahlen, oder du wirst es zu bereuen haben! Ich führe gegen euch ein Volk, das den Tod so liebt wie ihr das Leben."

Der stolze persische Befehlshaber beachtete diese Warnung jedoch nicht. Er fiel in der darauf folgenden Schlacht, und das persische Heer wurde vernichtend geschlagen. Danach kämpften noch einige bekannte persische Generäle gegen Halid. Zwei von ihnen waren Bahman und Dschahan. Aber sie wurden alle besiegt, und die persischen Verluste waren schwer.

Die Stadt Al-Hira an der persischen Grenze war die Hochburg der christlichen Araber. Halid eroberte diese, woraufhin sich auch   die   anderen   Oberhäupter   der   Grenzregionen unterwarfen.

Nach   Al-Hira eroberte Halid   die  beiden  wichtigen Außenposten des persischen Reiches Al-Anbar und 'Ainu-t- Tamr. Da erhielt er einen Brief von Ayaz, der ihn in den Norden des Irak um Hilfe rief: In Daumatu-1-Dschandal war er in harter Bedrängnis. Halid kam ihm eilends zu Hilfe und sandte ihm folgende Botschaft:

"Halte noch eine Weile aus! Kamele mit Löwenhaften Kämpfern sind bald bei dir; wie Wellen nähern sich unsere Truppen."

Akidar, einer der feindlichen Generäle, wusste aus eigener Erfahrung, dass es sicher unmöglich war, einen Angriff Halids aufzuhalten. Er schlug den anderen Generälen deshalb vor, den Kampf gegen die Muslime einzustellen. Als sie seinen Vorschlag nicht beachteten, ließ er sie ruhig gewähren, aber seine Freunde sahen die Richtigkeit seines Vorschlags ein, als sie eine demütigende Niederlage durch Halids Hand erlitten. Ein anderes wichtiges Ereignis fand in Faras statt. Eine starke Streitmacht aus Persern und Arabern überquerte den Euphrat. Am 15. des Monats Sul-Qa'da im Jahre 12 n.H. vertrieb Halid dieses Heer. Von hier kehrte er nach Al-Hira zurück.

 

Halid ibn Al-Walid

Halids Heldentaten

Abu Bakr nicht mehr als 10.000 Mann. Mit dieser Heeresstärke musste er einen landesweiten Aufstand niederwerfen. Diese Aufgabe schien hoffnungslos, aber Abu Bakr meisterte sie mit erstaunlichem Erfolg. Er verdankte dies hauptsächlich seinem unerschütterlichen Iman an Allah.

"Islam ist der Weg der Wahrheit, offenbart durch Allah ", sagte er. "Daher verteidigt Allah ihn gegen alle Feinde."
Abu Bakr wusste, dass er nicht so sehr von der Stärke seiner Truppen als von Allahs Hilfe abhängig war. Die Ergebnisse bewiesen, dass sein Iman richtig war.
Eine wichtige Hilfe war ihm auch Halid Ibn Al-Walid (r), der größte Feldherr des Islam. Sein militärisches Geschick und sein Mut ließen mit Allahs Macht die geringen Streitkräfte des Islam zehnmal stärker erscheinen. Die Ergebnisse waren überwältigend: Halid war mit einer Handvoll Truppen in der Lage, nicht nur mit allen inneren Feinden fertig zu werden, sondern auch Arabien für den Islam zu sichern. Er konnte auch den Irak in Kürze für den Islam gewinnen. Vom Irak aus marschierte er gegen die byzantinischen Streitkräfte und vertrieb sie. Dies geschah alles im Zeitraum von zwei Jahren. Während dieser Feldzüge erlitt Halid keine einzige Niederlage. Er überraschte den Feind durch Gewaltmärsche und gab sich erst mit dessen vollständiger Niederwerfung zufrieden. Dies machte Halid zum Schrecken für seine Feinde. Die Wahrheit ist, dass Halids Heldentaten die Siege Alexanders des Großen oder Napoleons weit in den Schatten stellen

 

Allahs Schwert

Halid Ibn Al-Walid war der geborene Feldherr. Bei Uhud kämpfte er auf der Seite der Quraisch". Er war es, der den Gang der Schlacht entschied: Der Sieg der Muslime war schon in naher Sicht, die Führer der Quraisch wichen schon zurück. Plötzlich sah Halid den Engpass im Rücken der muslimischen Armee unverteidigt - an der Spitze eines Stoßtrupps stürmte er über den Pass und griff die islamische Armee überraschend an. Nach dem Frieden von Al-Hudaibija nahm Halid den Islam an. Sein militärisches Talent überstrahlte bald die anderen. Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, erkannte sofort seinen Wert und gab ihm den Titel "Saifullah" (Schwert Allahs). Aber die übrige Welt bemerkte seine unerreichte Begabung für die Kriegskunst erst, als der Islam über die Grenzen Arabiens hinausdrang.
 Auch Abu Bakr erkannte gleich Halids Fähigkeiten. Er übertrug ihm den Oberbefehl für den irakischen Feldzug. Halids Heldentaten in diesem Unternehmen haben in der Geschichte wenig ihresgleichen. In etwa elf Monaten überrannte er den ganzen Irak und brachte ihn unter das Banner des Islam, obwohl er nicht mehr als 10.000 Mann hatte. Mit dieser kleinen Streitmacht besiegte er Massen, die zwanzigmal größer waren. Ihre Waffen und ihre Ausrüstung waren den seinigen überlegen, aber mit seinem Iman an Allah (t) wusste Halid, wie man mit einer kleineren Streitmacht und weniger guten Waffen gewinnt.

Im Irak schlug Halid insgesamt 15 Schlachten. In allen war sein Sieg vollständig, und die Fahne des Islam durfte das Schlachtfeld niemals verlassen, ehe der Feind endgültig geschlagen war. So wurde Halid gegen Ende des Feldzuges zum Schrecken des Feindes: Schon allein die Tatsache, dass Halid ein Heer befehligte, ließ den Feind erzittern.  

 

Ein guter Verwalter

Halid war aber nicht nur ein großer Eroberer, sondern auch ein erstklassiger Verwalter, Er achtete darauf, dass in den von ihm eroberten Städten und Gebieten alles wohl geordnet wurde. Er zog nie weiter, ehe dies erledigt war. Er ließ einen Stellvertreter zurück, der auf alles aufpassen musste. Auch ernannte er einen Richter, der die Streitigkeiten der Bevölkerung schlichtete.

Halid war äußerst gutherzig und gerecht. Sein Heer hatte strikte Anweisung, Bauern und Bürgern kein Leid zuzufügen. "Sie sind die Stärke der Gesellschaft", sagte er. "Sie sollen immer mit Güte und Achtung behandelt werden."
 Dies war etwas Neues für das eroberte Land. Die persischen und byzantinischen Hauptleute waren sehr hart zum Volk
gewesen. Halids Behandlung gewann die Herzen der Bevölkerung in dem Maße, wie sie ihre früheren Herren hasste.

 

Liebe zu Allah

Halids Liebe zu Allah war so groß wie sein Hass gegen Allahs Feinde.

Im Monat Su-l-Qa`da des Jahres 12 n.H. war sein Feldzug im Irak zu Ende. In der Mitte dieses Monats errang er den letzten Sieg. Halid gönnte seinem Heer eine Ruhepause von zehn Tagen.   Dann  befahl  er  den  Rückmarsch  zu  seinem Hauptquartier in Al-Hira. Aber da war noch die Pilgerreise, auf die Halid nicht verzichten wollte. Er gab bekannt, dass er die Nachhut bilden wolle. Und mit einigen Männern hetzte er dann auf einer Abkürzung durch die leblose Wüste nach Mekka. Unmittelbar nach seinen Siegen war er nun in der heiligen Stadt und erklärte:

"Labbaika-llahUmmach labbaik (Hier bin ich, o Herr, hier bin ich zu Deinem Dienst!)"

Selbst auf dem höchsten Gipfel seines Ruhmes vergaß Halid nicht, dass er im Dienste Allahs stand.

Sobald die Hadsch vorüber war, eilte Halid zurück an seinen Posten. Er traf seine Männer vor Al-Hira. Die ganzen Tage  über hatte die Truppe geglaubt, dass der Befehlshaber die Nachhut führe. Aber als die Krieger jetzt seinen geschorenen Kopf sahen, wussten sie, dass er als Pilger in Mekka gewesen war.

Abu Bakr war erstaunt, als er von dem gewagten Abstecher Halids zum Hause Allahs hörte. Er verbot ihm jedoch, in Zukunft das Heer allein zu lassen. Solch ein Schritt, führte er aus, könne leicht eine schwierige Lage heraufbeschwören.

 

Härte gegen den Feind

Halid war sehr hart gegen die Menschen, die die Waffen gegen den Islam erhoben. Er meinte, dass man solchen Leuten nur zwei Möglichkeiten lassen sollte: Sie sollten entweder nachgeben oder bis zum Tode kämpfen. Wenn sie vom Schlachtfeld flohen, verfolgte er sie überall hin, bis sie um Gnade baten oder getötet wurden.

Diese Strategie Halids erwies sich als nützlich. Er wurde mit dem geschlagenen Feind ein für allemal fertig. Er ließ nicht zu, dass er die Waffen ein zweites Mal erhob; denn die Streitkräfte der Muslime waren zu klein, um wiederholte Aufstände niederschlagen zu können.
 Es gibt in der Geschichte kaum einen Feldherrn, der so viele
hervorragende Eigenschaften in sich vereinigte wie Halid (r). Er ist nach dem Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, unbestreitbar der größte Heeresführer des Islam.  

 

Krieg gegen Byzanz

Schon zu Lebzeiten des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, ergab sich die Notwendigkeit zu kriegerischen Handlungen gegen Byzanz. So war Abu Bakr (r) gezwungen, etwas gegen diese Gefahr zu tun.

Im Jahre 13 n.H. rüstete er eine große Streitmacht aus und teilte sie in vier Abteilungen, die jeweils einem Befehlshaber unterstellt wurden. Jede von ihnen sollte an einem anderen Abschnitt der syrischen Grenze losschlagen. Abu 'Ubaida Ibn Al-Dscharrah hatte den Befehl, nach Hims zu marschieren,' Amr Ibn Al-'As nach Palästina, Yaild ibn Abu Sufjan nach Damaskus und Surahbil ibn Hasna an den Jordan.
Diese Bataillone sollten den Feind gleichzeitig angreifen. Das Ziel war, ihn daran zu hindern, eines der Bataillone mit voller Stärke anzugreifen

 

Goldene Regeln für die Kriegsführung

Vor dem Aufbruch der Heere gab Abu Bakr (r) die folgenden Anweisungen an ihre Befehlshaber: "Fürchtet stets Allah! Er sieht in die Herzen der Menschen.
Seid freundlich zu den Männern, die euch unterstellt sind, und behandelt sie gut!
Gebt kurze Anordnungen; denn wenn sie zu lang sind, werden sie vergessen!
Geht anderen mit gutem Beispiel voran! Sie werden sich nach euch richten.
Achtet die Vertreter des Feindes!
Haltet eure Pläne geheim!
Seid immer wahrhaftig, dann werdet ihr gute Ratschläge bekommen!
Sitzt abends, wenn ihr frei seid, unter euren Männern! Das hält euch in Verbindung mit ihnen.
Teilt den Wachdienst zum Schutz des Heeres gut ein!
Meidet unaufrichtige Menschen und haltet euch an ehrliche und Sahaba die den Iamn verinnerlicht haben!
Seid offen zu allen, mit denen ihr zu tun habt!
Hütet euch vor Feigheit und Ehrlosigkeit!
Ihr werdet Menschen begegnen, die der Welt entsagt und sich in die Einsamkeit zum Gebet zurückgezogen haben. Lasst sie in Frieden!"

 

Vereinigung der vier Heeresabteilungen

Die Nachricht vom Einmarsch der Muslime brachte Kaiser Heraklios aus der Fassung. Er hielt sich zu dieser Zeit gerade in Quds auf. Er fragte seine Fürsten um Rat. Da er selbst sich gern mit den Muslimen geeinigt hätte, sagte er:

"Es ist besser, halb Syrien aufzugeben, als das ganze Reich zu verlieren." Seine Ratgeber waren damit aber nicht einverstanden. Es wurden also vier mächtige Armeen gegen die Muslime ausgesandt. Eine davon wurde vom Bruder des Kaisers befehligt. Jede Armee war siebenmal so stark wie die muslimische, die sie zu bekämpfen hatte. Darüber machten sich die muslimischen Heeresführer Sorgen und trafen sich deshalb zur Beratung. Einer wies darauf hin, dass es töricht sei, getrennt zu kämpfen.

"Wir werden vom Übergewicht zerschmettert werden, wenn wir getrennt kämpfen", sagte er.

Die anderen Befehlshaber sahen das ein, und sie beschlossen, die vier Abteilungen zu einer einzigen Armee zu vereinigen. So würde das Heer auch den muslimischen Soldaten selbst größer erscheinen. Sie teilten  Abu Bakr ihren Entschluss mit. Dieser billigte ihn und sandte ihnen folgende schriftliche Botschaft:

"Muslime können nie deshalb besiegt werden, weil sie zu gering an Zahl sind; aber wenn ihre eigenen Sünden sie überwältigen, werden sie eine Niederlage erleiden. Deshalb haltet euch fern von Sünden aller Art!"

 

Die Schlacht am Al-Jarmuk

Als Heraklios erfuhr, dass die vier islamischen Armeen zu einer vereinigt worden waren, befahl auch er eine ähnliche Zusammenfassung, und die vier byzantinischen Armeen schlössen sich zu einer gigantischen Masse von Menschen zusammen. Im Tal des Al-Jarmuk hoben sie Schützengräben aus. Nach dem Befehl Abu Bakrs bezogen die Muslime Stellungen auf der gegenüberliegenden Seite. Wochenlang lagen sich die beiden Heere gegenüber, und keines der beiden wagte es, den Kampf zu eröffnen.

Die byzantinischen Streitkräfte hatten jeden Vorteil auf ihrer Seite. Zu der zahlenmäßigen Überlegenheit kam, dass sie den Fluss vor und Berge hinter sich hatten. Die muslimischen Heerführer forderten daher von Abu Bakr Verstärkung an, und daraufhin ließ Abu Bakr Halid sofort nach Syrien eilen.
 Halid legte den Oberbefehl im Irak in die Hände von Al-Mutanna ibn Harita. An der Spitze von 10.000 Mann begab er sich nach Syrien, so schnell er konnte. Trotz aller Eile eroberte Halid auf dem Weg dorthin viele Befestigungen und
Städte. Er erreichte schließlich den Al-Jarmuk fast zur gleichen Zeit, als die byzantinische Armee ebenfalls Verstärkung erhielt. Ihre Gesamtstärke erreichte damit 240.000 Mann, die muslimische Streitmacht umfasste nur 36.000.

 

Neuordnung des Heeres

Halid erkannte sogleich, dass er das Heer den besonderen Verhältnissen entsprechend neu gliedern müsse, um zu siegen. Das bedeutete vor allem ein einheitliches Oberkommando. Daher berief er die anderen Kommandeure zu sich und sagte:

"Wir kämpfen alle für die Sache des Islams. Keiner darf an sich denken. Wir können uns eine Zersplitterung der Befehlsgewalt nicht leisten. Das würde dem Feind nur nützen. Lasst uns deshalb den Oberbefehl auf einen einzigen Mann übertragen, meinetwegen im Wechsel. Wenn ihr damit einverstanden seid, überlasst mir den Oberbefehl für den ersten Tag der Schlacht!"

Dieser Plan gefiel allen, und Halid übernahm die oberste Befehlsgewalt. Er teilte das Heer in verschiedene Abschnitte. Jeder erhielt einen Kommandeur, und jeder Abschnitt war in Unterabschnitte aufgeteilt, von denen jeder einen Anführer hatte. Abu Sufjan war zum anfeuernden Herold ernannt worden.

Er sprach Worte der Ermunterung zu allen Kämpfern. Als sich die beiden Armeen gegenüberstanden, bemerkte ein muslimischer Soldat:
"Wie zahlreich der Feind ist!"

Halid hörte das und sagte:
"Die Zahl macht es nicht! Wichtig ist der Ausgang der Schlacht!"

Als die Schlacht schließlich begann, stieß Halid mit einem ausgewählten Trupp in das Zentrum der feindlichen Kräfte. Es gelang ihm, einen Keil zwischen das feindliche Fußvolk und die Reitertruppe zu treiben und sie voneinander abzuschneiden.

 

Kampf bis zum Tod

Auch 'Ikrima ibn Abu Dschachl kämpfte am Al-Jarmuk mit. Gleich nach der Eröffnung der Schlacht begannen die islamischen Truppen unter dem zahlenmäßigen Übergewicht des Feindes zu wanken. Als 'Ikrima das sah, rief er aus: "Früher kämpfte ich in allen Schlachten gegen den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm,  jetzt aber streite ich für die Sache Allahs. Auf gar keinen Fall werde ich fliehen! Wer von euch ist bereit, mit mir bis zum Tode zu kämpfen?"

Als er dies sagte, streckte er seine Hand aus, dass sie einschlagen sollten. Sein Sohn 'Amr legte als erster den Schwur ab, vierhundert Mann folgten ihm. Dann schlugen die Männer wie Wildkatzen auf die feindlichen Horden ein. Sie teilten so wirkungsvolle Schläge aus, dass die Menschenwoge sich vor ihnen teilte. Ihr verzweifelter Angriff brachte Verwirrung in die feindlichen Reihen.

 

Niederlage des Feindes

Bald befand sich die feindliche Reitertruppe eingekeilt zwischen Halids Stoßtrupp und der islamischen Hauptarmee. Verwirrung entstand, und die Feinde flohen. Die islamische Armee machte ihnen Platz zur Flucht.
 Nun konnte Halid sich auf die feindliche Fußtruppe werfen. Diese wurde völlig überrascht, da plötzlich der Schutz der Reiter fehlte. In äußerster Verwirrung zog sie sich zurück, aber der Berg versperrte ihr den Weg. Verzweifelt rannten die Männer zum Fluss zurück. Hier erwartete sie der Tod in den Fluten. Die meisten waren aneinandergekettet, um eine Flucht unmöglich zu machen, und die Ketten erwiesen sich nun als Todesfallen: Denn als einige Männer in den Fluss fielen, rissen sie ihre Kampfgenossen mit in das nasse Grab. Nach einer Schätzung ertranken 120.000 Mann im Fluss. Die Byzantiner erlitten eine vollständige Niederlage. Dreitausend Muslime waren als Märtyrer gefallen.

 

Mut der Frauen

Die muslimischen Frauen spielten eine wesentliche Rolle in dieser Schlacht. Sie bildeten eine Abteilung hinter der Kampftruppe und versorgten die Männer mit Wasser, sie behandelten auch ihre Wunden und sprachen ihnen Mut zu, wenn sie Zeichen der Schwäche zeigten. Diese Worte der Ermunterung richteten die Männer wieder auf; wie der Blitz stürmten sie von neuem nach vorn und säten Tod in die feindlichen Linien.

Zuerst zwang die byzantinische Armee die Muslime zum Rückzug. Da kam Halid zu den Frauen, die auf einem Bergkamm standen, und sagte zu ihnen:
"Ihr Töchter des Islam, wenn auch nur einer dem Schlachtfeld den Rücken kehrt, tötet ihn sofort!"

Die Frauen taten, worum Halid sie gebeten hatte; sie standen auf ihrem Posten und erfüllten ihre Pflicht:
Mit Steinen in den Händen beobachteten sie das Schlachtfeld, und wenn einer um sein Leben lief, empfing  ihn ein Steinhagel. Er lief dann zurück und kämpfte bis zum Letzten.

Viele Muslime hatten ihre Familien bei sich. Die Frauen lebten in Zelten hinter dem Lager der Truppe. Ihre Worte der Ermunterung an die Tapferen und die Schmähung der Feiglinge hatten großen Einfluss auf das Tempo und den Ausgang der Schlacht. Der Sieg am Al-Yarmuk war also in nicht geringem Maße dem Mut der muslimischen Frauen zu verdanken.

 

Zwei große Märtyrer

Am folgenden Morgen verschaffte sich Halid einen Überblick über die Verluste der islamischen Armee. 'Ikrima und sein Sohn Amr wurden zu ihm gebracht. Sie waren schwer verwundet, und ihr Zustand war ernst. Halid barg ihre Köpfe in seinem Schoß - einige Minuten später verstarben sie.
 
'Ikrima war der Sohn Abu Dschahls, eines Erzfeindes des Islam. Als Mekka fiel, floh 'Ikrima, weil er um sein Leben bangte. Aber er kehrte nach Mekka zurück, als er hörte, dass der Gesandte Allahs
, Allahs Segen und Friede auf ihm,  allen Feinden vergeben habe. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, kam ihm zu seiner Überraschung entgegen, um ihn zu begrüßen. Von da an war 'Irkima (r) ein treuer Sohn des Islam; er gab sein Leben für dessen Ruhm.

 

Selbstlosigkeit Halids

Die Schlacht am Al-Jarmuk war noch nicht zu Ende, als ein Brief aus Medina eintraf und Halid ausgehändigt wurde. Darin stand, dass Abu Bakr (r) gestorben und 'Umar (r) sein Nachfolger geworden sei. Der Brief enthielt auch die Nachricht, dass der neue Führer Halid von seinem Kommando abgelöst und ihn durch Abu 'Ubaida ersetzt habe. Halid las den Brief. Dann setzte er Abu `Ubaida ibn Al-Dscharrah davon in Kenntnis, dass der Oberbefehl auf ihn übergegangen sei. Aber die Nachricht wurde nicht öffentlich bekannt gemacht, weil die Armee nicht den Mut verlieren sollte.
Der Brief änderte Halids Verhalten in keiner Weise. Er fuhr fort, so verwegen zu kämpfen wie zuvor.
Als nach dem Ende der Schlacht Halids Absetzung bekannt wurde, sagte jemand zu ihm:

"Warum  hat die  Nachricht deinen  Kampfgeist nicht gedämpft?"

"Ich habe nicht für 'Umar, sondern für Allah gekämpft", entgegnete Halid

 

Abu Bakrs letzte Krankheit

Am 7. des Monats Dschumada-1-Ahira im Jahre 13 n.H. wurde Abu Bakr krank.

Er hatte hohes Fieber; es wurde alles getan, um das Fieber zu senken, doch vergebens. Dem betagten Abu Bakr wurde klar, dass sein Ende gekommen war.

Selbst in diesen letzten Tagen beschäftigte ihn der Gedanke an die Zukunft des Islam. Er wollte ihn sichern, auch für die Zeit nach seinem Tod.
Er hatte all seine Energie darauf verwendet, die heftigen Stürme der Unruhe niederzuhalten, die nach dem Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, losgebrochen waren, und Abu Bakr wollte nicht, dass nach seinem eigenen Tod solche Stürme erneut losbrächen.

 

'Umars Ernennung

Das Wohlergehen der Muslime war immer Abu Bakrs erste Sorge gewesen. Er wollte nichts zulassen, was den Islam hätte schwächen können. Was er jedoch am meisten fürchtete, war eine Spaltung unter den Muslimen. Er erinnerte sich daran, was nach dem Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, geschehen war. Daher wollte er verhindern, dass Uneinigkeit die Muslime entzweien könnte, wenn er nicht mehr sei. Einigkeit war das Geheimnis der Stärke und um jeden Preis notwendig.

Als er kränker wurde, beschäftigte sich Abu Bakr immer mehr mit dieser Frage. Wer würde nach ihm Amirul Mu´minin sein? Sollte er selbst den Namen des besten Mannes nennen? Oder sollte er die Entscheidung dem Volk überlassen? Im letzteren Fall würden Streitigkeiten entstehen. Sie würden die Grundlagen des Islam erschüttern. Das Risiko war zu groß, Abu Bakr wollte es nicht auf sich nehmen.

Nach sorgfältiger Überlegung entschied er sich, 'Umar zu ernennen. Er unterbreitete seinen Vorschlag den führenden Männern  seiner Umgebung.  Den meisten gefiel  der Vorschlag, nur einer sagte;
"'Umar ist ohne Zweifel der beste Mann, aber er ist zu streng!"

Darauf erwiderte Abu Bakr:
"Wenn er die Bürde des Staates tragen muss, wird er milder."

Nachdem alle Sahaba einverstanden waren, wurde 'Usman gerufen. Abu Bakr diktierte ihm 'Umars Ernennung, die dem Volk verkündet wurde. Sie lautete:
"Dies ist der Wille Abu Bakrs, des Amirrul Mu´minin des Gesandten Allahs. Er tut seinen Willen kund, ehe er diese Welt verlässt. Zu diesem Zeitpunkt wird sogar ein Kafir den Iman verinnerlichen, und selbst ein Sünder vertraut auf Allah. Ich ernenne 'Umar Ibn Al-Hattab zu eurem Herrscher. Dabei habe ich nur das Beste für euch im Sinn gehabt. Ich hoffe, dass er gerecht und wahrhaftig sein wird. Aber ich kann nicht voraussehen, was geschehen wird, wenn er den Pfad der Gerechtigkeit verlässt. Mir liegt einzig das Wohlergehen der Muslime am Herzen. Jeder ist für sein Tun verantwortlich."

 Nachdem dieser letzte Wille dem Volk verkündet worden war, bestieg Abu Bakr (r), gestützt von zwei Männern, das Dach seines Hauses. Er richtete folgende Worte an das Volk: "Meine Brüder im Islam, ich habe keinen meiner eigenen Brüder oder Verwandten zu eurem Führern ernannt. Ich habe einen Mann aus eurer Mitte erwählt, der mir am meisten geeignet erscheint. Seid ihr mit ihm einverstanden?" "Natürlich sind wir das!" ertönte ein Ruf aus Hunderten von Kehlen.

Dann rief Abu Bakr 'Umar an sein Bett und sprach zu ihm: "'Umar! Ich habe dich zu meinem Nachfolger ernannt. Mein letzter Rat ist, dass du Allah fürchten und für das Wohl der Muslime arbeiten sollst. Bedenke, 'Umar, dass du die Pflichten, die du Allah schuldest, zur rechten Zeit erfüllst, sei es bei Tag oder Nacht. Das Wichtigste muss zuerst erledigt werden. Am Tage des Gerichts werden nur die erfolgreich sein, deren gute Taten ins Gewicht fallen.
Die Menschen, deren böse Taten schwerer wiegen als die guten, werden eine schreckliche Zeit haben. Der Qur'an und die Wahrheit sollen deine Führer zu Erfolg und Wohlergehen sein. Du weißt, 'Umar, dass die Ajachs des Qur'an sowohl von Belohnungen
als auch von Bestrafungen sprechen. Deshalb muss man die Furcht vor Allah in die Herzen der Mu´mins senken, damit sie um Vergebung beten. 'Umar, wenn du im Qur'an über die Verdammten in der Hölle liest, dann bete zu Allah, dass er dich nicht zu einem von ihnen macht. Aber wenn du über die Bewohner des Paradieses liest, dann bete, dass auch du zu ihnen gehören wirst. Wenn du den Weg gehst, den ich dir vorgezeichnet habe, wirst du mich an deiner Seite finden!" Als 'Umar gegangen war, hob der sterbende Amirul Mu´minin seine Hände zum Bittgebet und sagte:

"O Herr! Ich habe diesen Schritt zum größten Nutzen der Muslime getan, weil ich Uneinigkeit zwischen ihnen befürchtete. Ihre Folgen sind Dir wohl bekannt. Nach sorgfältigem Überlegen habe ich einen Mann ernannt, der sich am aufrichtigsten und tatkräftigsten für das Wohl des Volkes einsetzt. Ich bin jetzt an der Schwelle des Todes, so hilf Du, o Herr, den Muslimen, wenn ich nicht mehr bin. Sie sind Deine Diener. Ihre Zukunft liegt in Deiner Hand. O Herr, las sie nach Deinen Gesetzen auf dem richtigen Weg wandeln. Mache 'Umar zu einem der edelsten Führer und hilf den Muslimen, ihn zu unterstützen."  

 

Abu Bakrs Tod

Nach einer Krankheit von zwei Wochen starb Abu Bakr (r) im Alter von 63 Jahren. Er wurde an der Seite des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, beigesetzt. Vor seinem Tod sagte er noch:
"Nehmt keine neuen Tücher, um meinen Leib zu bedecken. Das Stück Tuch, auf dem ich liege, genügt. Wascht es!" "Aber es ist zu alt und abgenutzt, Vater", sagte seine Tochter A'ischa(r).
"Dieses alte, abgetragene Tuch genügt für mich", antwortete er.

Dieser letzte Wunsch wurde befolgt.

Der zweite Wunsch des sterbenden Amirul Mu´minin war:
"Verkauft mein Land und zahlt alles Geld zurück, welches ich als Gehalt erhalten haben!"

Auch dies wurde befolgt.

Abu Bakr war ein wohlhabender
Kaufmann, als er Amirul Mu´minin wurde. Die Aufgaben des Staates ließen ihm keine Zeit, sich um seine eigenen Geschäfte zu kümmern. Deshalb genehmigten ihm die Sahaba ein Gehalt von 6000 Dirham jährlich. Das ganze Geld wurde nach dem Tod des Abu Bakrs an Baitu-1-Mal zurückgezahlt.

So gab Abu Bakr, der erste Amirul Mu´minin, ein edles Beispiel selbstlosen Dienens. Er lebte und wirkte für den Islam bis zum letzten Atemzug, und für seine unermüdliche Arbeit suchte er keine weltliche Belohnung.

 

Die zwei Jahre von Abu Bakrs Staat

Abu Bakr war nur zwei Jahre, drei Monate und zehn Tage Amirul Mu´minin. Das ist ein verhältnismäßig kurzer Zeitabschnitt im Leben eines Volkes. Aber in dieser kurzen Zeit erreichte er Großes für den Islam. Seine Leistungen haben seinen Namen unsterblich gemacht und ihn unter die größten Männer aller Zeiten eingereiht.

Als Abu Bakr den Staat übernahm, war der Islam nur auf Arabien beschränkt, und auch hier hatte er keinen festen Stand. In vielen Teilen des Landes bestand der Islam nur dem Namen nach. Er war für die meisten Leute keine Lebensauffassung. Eine gewisse Anzahl von Stämmen hielt den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, nur für einen König. Sie versuchten, sein "Joch" abzuschütteln, sobald er nicht mehr lebte. Abu Bakr erteilte diesen Leuten eine dauernde Lektion. Er lehrte sie, dass der Islam das ganze Leben durchdringt.

Sein unerschütterlicher Iman gab ihm die Kraft dazu. Keine Schwierigkeiten konnten ihn vom Weg des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, abbringen. Usama mochte als Befehlshaber zu jung und unerfahren sein, aber Abu Bakr wollte kein Wort gegen ihn hören; denn er war vom Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, eingesetzt worden. Mochten auch Aufstände im Lande sein, so wollte Abu Bakr trotzdem den Feldzug nach Tabuk nicht aufgeben; denn der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, hatte es so angeordnet. Abu Bakr war unerreicht in seiner Liebe zu Allah (t) und Seinem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Dies war das Geheimnis seiner unbeugsamen Kraft. Nur diese innere Stärke half ihm über die dunkelsten Stunden seines Staates hinweg.

Abu Bakr (r) war ebenso aufrichtig wie fest im Islam. Er hielt jedes Versprechen, das er zu Beginn seines islamischen Staates gegeben hatte. Nie war er etwas anderes als das  Werkzeug Allahs und Seines Gesandten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und der ergebene Diener seines Volkes. Damit gewann er dessen Liebe und die Achtung all seiner Schichten. Der Erfolg war, dass der Islam einen unerschütterlichen Halt im Lande seines Ursprungs fand. Bald war er kräftig genug, um die Grenzen zu überschreiten. Er kämpfte mit den beiden am meisten gefürchteten Mächten jener Zeit, und er war erfolgreich. Abu Bakr machte dem Islam den Weg frei für weltweite Ausdehnung.

Islam bedeutet vollständige Unterwerfung unter den Willen Allahs; dies bedeutet völlige Selbstlosigkeit. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, zeigte mit seinem Beispiel, wie dieses Ziel zu erreichen war. Er zeigte, wie die Macht des islamischen Staates nicht für private Zwecke, sondern für das öffentliche Wohl genutzt werden sollte. Abu Bakr war der erste unter den Nachfolgern des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, der seinem Vorbild gemäß lebte. Aus seinem islamischen Staat zog er keinen persönlichen Vorteil. Ohne einen Cent Lohn opferte er jede Minute seiner beiden letzten Lebensjahre im Dienst für sein Volk.

Abu Bakr hatte mehrere Söhne und viele nahe Verwandte. Keinem von ihnen gab er ein Öffentliches Amt. Um Streitigkeiten zu verhüten, musste er seinen eigenen Nachfolger ernennen. Aber seine Wahl fiel auf keinen seiner Verwandten, sondern auf den Mann, den er wirklich für den am meisten geeigneten unter seinen Sahaba hielt. Er zwang ihn aber dem Volk nicht auf. Erst nachdem die Sahaba seinem Vorschlag zugestimmt hatten, brachte er ihn vor das Volk. Abu Bakr zeigte der Welt, wie ein Volk zum Nutzen des Volkes durch das Volk regiert wird. Weder im Osten noch im Westen hatte es vorher eine solche Regierungsform gegeben. Die mächtigen Reiche Persien und Byzanz gründeten sich auf nackte Gewalt.

Um es kurz zu sagen: Abu Bakr führte das große Werk des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, fort. Dafür hatte er hart zu kämpfen. Er setzte jedermann durch den Einsatz seines starken Willens und Inans in Erstaunen. Die Muslime sind ihm immer dankbar für die großen Dienste, die er dem Islam geleistet hat.

 

Hadise über Abu Bakr As-Siddiq

´Amr Ibn Al-'As, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: “Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, entsandte mich mit dem Heer nach Dat As-Salasil und gab mir den Oberbefehl über die Truppen. Ich kam zu ihm und sagte: "Welchen Menschen liebst du am meisten? « Er sagte: "'A'ischa!“ Ich sagte: "Wen unter den Männern?“ Er sagte: “Ihren Vater!« Ich sagte: “Wen sonst?“ Er sagte: ,, “Umar ibn Al-Hattab!“ Danach nannte er weitere Männer."

Bucharii

 

Abu Bakr, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: "Ich sagte zum Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, als ich (mit ihm) in der Berghöhle war: "Wenn einer von ihnen unter seine Füße blicken würde, würde er uns sehen! “ Er erwiderte: “Was hältst du, O Abu Bakr, von zwei (Menschen), bei denen Allah ein Dritter ist?“

Bucharii

 

Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: “Als der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, starb, und Abu Bakr (zu seinem Nachfolger) wurde, und es geschah, dass einige unter den Arabern durch den Abfall vom Islam kafir wurden, sagte 'Umar, Allahs Wohlgefallen auf ihm, zu Abu Bakr: “Wie kannst du gegen Menschen kämpfen, wo doch der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: “Mir wurde der Befehl erteilt, dass ich die Menschen solange bekämpfe, bis sie die Worte sprechen: la iliha illa-llah (kein Gott ist da außer Allah). Wer dies ausspricht, der nimmt sein Vermögen und sich selbst in Schutz vor mir -es sei denn, es läge ein Verstoß gegen das Recht vor -und die Abrechnung mit ihm ist Allah überlassen!" Abu Bakr erwiderte: »Bei Allah, ich werde jeden bekämpfen, der einen Unterschied zwischen Gebet und Sakach macht; denn die Sakach ist das Recht (der Armen) auf Güter. Bei Allah, wenn sie die Abgabe einer kleinen Ziege verweigern würden, welche sie an den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, geleistet haben, so werde ich gegen sie wegen dieser Weigerung kämpfen.“ 'Umar, Allahs Wohlgefallen auf ihm, sagte: Ich schwöre dann bei Allah, dass Allah das Herz des Abu Bakr, Allahs Wohlgefallen auf ihm, (mit der richtigen Entscheidung) erleuchte, und dadurch habe ich es erkannt, dass dies das Wahre ist. “

Bucharii

 

Abu Sa'id Al-Hudrii Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: “Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, hielt eine Rede, in der er sagte: “Wahrlich, Allah hat einem Seiner Diener die Wahl zwischen der Welt und dem, was sich bei Ihm befindet, gestellt, und dieser Diener entschied sich für das, was sich bei Allah befindet.“ Da weinte Abu Bakr, und wir staunten über sein Weinen, das deswegen ausgelöst wurde, weil der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, nur von einem Diener sprach, dem etwas zur Wahl gestellt wurde! Siehe, der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, war es, dem die Wahl gestellt wurde, und siehe, Abu Bakr war derjenige unter uns, der es am meisten ahnte. Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, fuhr fort: “Derjenige unter den Menschen, der mir treuen Einsatz mit seiner Person und mit seinem Vermögen leistete, war Abu Bakr. Wenn ich einen besten Freund außer Allah nehmen würde, würde ich Abu Bakr nehmen. Es handelt sich jedoch um die Brüderlichkeit und die Zuneigung zueinander im Islam. In dieser Moschee soll es keine Tür mehr geben, die nicht zugemauert werden soll, mit Ausnahme der Tür von Abu Bakr.“

Bucharii

 

Anas ibn Malik, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: “Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, ging den Berg Uhud hinauf und in seiner Begleitung waren Abu Bakr, 'Umar und 'Usman. Da bebte der Berg unter ihnen und der Prophet schlug mit seinem Fuß darauf und sagte: “Sei ruhig Uhud! Denn auf dir befindet sich niemand, außer einem Propheten, einem Wahrhaftigen (Siddiq) und zwei Märtyrern!“

 Bucharii

 

ibn 'Abbas, Allahs Wohlgefallen auf beiden, berichtete, dass der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: “Wenn ich einen besten Freund nehmen würde, würde ich Abu Bakr nehmen. Er ist vielmehr mein Bruder (im Islam) und mein Gefährte."

Bucharii

 

ibn 'Umar, Allahs Wohlgefallen auf beiden, berichtete: “Wenn wir zur Zeit des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, von der Vorzüglichkeit der Menschen sprachen, gaben wir den Vorrang Abu Bakr, dann 'Umar ibn Al-Hattab, dann 'Usman ibn 'Affan, Allahs Wohlgefallen auf ihnen," 

Bucharii

Muchammed ibn Dschubair ibn Mut´im berichtete von seinem Vater, dass dieser sagte: "Eine Frau kam (mit einem Anliegen von ihr) zum Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und er verlangte von ihr, dass sie noch mal kommen solle. Sie sagte zu ihm: “Was mache ich, wenn ich komme und dich nicht mehr finde?« Sie sprach so, als ob sie den Tod meinte! Der, auf dem Allahs Segen und Friede ist, sagte zu ihr: “Wenn du mich nicht findest, dann gehe zu Abu Bakr!"

Bucharii