Definition

Dieser Imam bedeutet, dass Muslime den Iman an alle im Qur´an namentlich erwähnten Offenbarungsschriften verinnerlichen, und die Gewissheit darüber haben, dass Allah auch andere Schriften offenbarte, deren Anzahl und Namen nur Er kennt.

 

Der Iman an die namentlich bekannten Offenbarungsschriften

 

1. At-Taurat «(die Tora): Sie wurde den Gesandten der Juden offenbart.

Wir offenbarten At-Taurat, darin ist Rechtleitung und Nuur (Licht Allahs, das einen den Weg weist) enthalten. Danach richteten die Propheten, die sich hingaben! Muslime waren, zwischen den Juden, (und richteten) die Gelehrten und die Rabbiner auf grund dessen, was ihnen von Allahs Schrift anvertraut wurde und (weil) sie deren Zeugen waren.

(5:44)

 

2. Al-Indschiil (Das 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Evangelium): Es wurde dem Gesandten 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, offenbart.

Und Wir ließen auf ihren Spuren 'Isa, Marjams Sohn folgen (als) Bestätiger dessen, was ihm in At-Taurat vorangegangen war, und Wir ließen ihm Al-Indschil zuteil werden, darin ist Rechtleitung, Nuur und Bestätigung dessen, was ihm in At-Taurat voranging, und (als) Rechtleitung und Ermahnung für die Taqwa-Beherzigenden.

(5:46)

 

3. As-Sabur (Der Psalter): Er wurde dem Gesandten Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, offenbart.

Und Wir begünstigten einige der Propheten vor anderen und ließen Daawuud einen Sabur zuteil werden.

(17:55)

 

4. As-Suhuf (Die Schriften): Sie wurden den Gesandten Ibrahim und Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, offenbart.

Wurde ihm nicht mitgeteilt über das, was in den Suhuf von Musa ist, sowie von Ibrahim, der (das ihm Gebotene) einhielt?!

(53:36-37)

 

Gewiss ist erfolgreich derjenige, der sich läuterte und des Namens seines Herrn gedachte, dann das rituelle Gebet verrichtete. Nein, sondern, ihr bevorzugt das diesseitige Leben! Doch das Jenseits ist besser und bleibender. Dies ist gewiss in den ersten Suhuf (Schrift­blättern), den Suhuf (Schriftblättern) von Ibrahim und Musa!

(87:14-19)

 

Allgemeine Aussagen über die Offenbarungsschriften

Alle Offenbarungsschriften

- wurden als Rechtleitung für die Menschen geoffenbart.

- wurden durch die Gesandten unverfälscht übermittelt.

- enthielten die gleiche Botschaft Allahs an die Menschen.

- verkündeten den reinen Tauhid als die wichtigste Botschaft.

Alle Aussagen in diesen Schriften, die den genannten Punkten zuwider­laufen bzw. widersprechen sind folglich menschliche Veränderungen und Entstellungen der Originale.

 

1. Allgemeine Aussagen über At-Taurat und Al-Indschiil

Besonderheiten von At-Taurat und Al-Indschil, die beim Umgang mit diesen Schriften beachtet werden müssen:

-Die den Gesandten der Juden, u.a. Musa und 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, ursprünglich geoffenbarten Originaltexte von At-Taurat und Al-Indschiil sind bedingt durch historische Gegebenheiten, im Gegensatz zum Qur´an, nicht mehr komplett vorhanden und auch nicht mehr rekonstruierbar. Alle Texte, Schriftstücke und Fragmente dieser Offenbarungsschriften, die bis heute erhalten sind, können nicht eindeutig auf ihre Quelle, d. h. ihren Offenbarungs-Empfänger, den jeweiligen Gesandten Ibrahim, Musa oder 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, Allahs Segen auf ihnen allen, zurückgeführt werden und sind deshalb nicht authentisch.

Die ältesten vollständigen Handschriften des Alten Testaments (A.T.) stammen aus dem 10. Jhd. (Kodex von Aleppo) und dem Jahre 1008 (Codex Leningradensis). Einige wenige Fragmente gehen bis ins 9. Jhd. zurück und nur ganz wenige Teile sind älter (z.B. die Funde von Kairo und Qurnran). Die ältesten vollständigen Handschriften des (von Anfang an) griechisch, d.h. nicht in der Sprache 'Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geschriebenen Neuen Testaments (N. T.), reichten am Beginn des 20. Jhd. bis ins 4. Jhd. zurück, z. B. Codex Vaticanus (Mitte 4. Jhd.), Codex Sinaiticus (4. Jhd.), Codex Alexandrinus (Anfang 4. Jhd.). Papyrusfunde haben diese Zeitgrenze zurückgeschoben, jedoch enthalten diese Papyri nur kleinere oder größere Fragmente des N. T., z. B. enthält die älteste Handschrift des N. T. (Papyrus 52) nur ein Fragment eines Kapitels eines einzigen Evangeliums.

Die heute als kanonisch geltenden Evangelien (Evangelium von Mar­kus, Matthäus, Lukas und Johannes) wurden erst gegen Ende des 2. Jhd. von einem Gremium der Kirche aus der zu dieser Zeit vorhan­denen Vielzahl von Evangelien bzw. Schriften ausgewählt und in den Kanon (Verzeichnis, der als maßgeblich erklärten Schriften des N.T.) aufgenommen. Alle anderen (d. h. die Mehrzahl) nicht als kanonisch erklärten Evangelien und Schriften mussten vernichtet werden. Aus diesem Grund sind nur noch sehr wenige der sog. Apokryphen Evangelien erhalten. Es ist ein historischer Fakt, dass die Evangelien vor ihrer Kanonisierung noch nicht als unantastbar galten, so dass ihr Inhalt und die darin enthaltene Botschaft je nach Interessen und Meinungen der verschiedenen Religionsrichtungen durch Einfügungen, Interpretationen, Kommentare usw. verändert wurde. Selbst nach dem Kanon wurden nachweislich weiterhin Veränderungen jeder Art in ihnen vorgenommen:

"Die Kopisten setzen zuweilen nicht das ein, was tatsächlich im Text vorhanden war, sondern was ihrer Meinung nach darin enthalten sein sollte. Sie verließen sich auf ein nicht ganz lückenloses Gedächtnis, oder brachten den Text mit dem Standpunkt der Schule in Einklang, der sie angehörten. Außer den Versionen und Zitaten der Kirchväter wusste man um die Existenz von ca. 4000 griechischen Manuskripten des Testaments, infolgedessen gibt es eine beträchtliche Anzahl von Lesarten.“

Commentary on the Holy Bible, Prof. Dummelow

Ihr Schriftbesitzer! Weshalb vermengt ihr die Wahrheit mit der Unwahrheit und verschweigt die Wahrheit, während ihr wisst?

(3:71)

- Die heutzutage im Umlauf und Gebrauch befindlichen Versionen der jüdischen und christlichen Schriften (Hebräische Bibel, Altes/Neues Testament) beinhalten neben Fragmenten der Originaltexte nachträg­liche Einfügungen verschiedener Kopisten, Übersetzer und Schreiber. Diese Nachträge aus unterschiedlichen Epochen spiegeln das sehr eingeschränkte Gottes-, Menschen- und Weltbild der jeweiligen Zeit wieder und enthalten deshalb zahlreiche Widersprüche, insbesondere in den Attributen Allahs und Seiner Gesandten. Beispiele aus dem Alten Testament (A.T.):

- Allah (ta'ala) wird im A.T. wie ein Mensch geschildert, der seine Taten bereut. Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird als Lügner dar­gestellt.

- Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird beschuldigt, mit seinen beiden Töchtern Inzest verübt zu haben.

- Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird als Götzenverherrlicher dargestellt.

Solche ungeheuerlichen haltlosen Aussagen und Anschuldigungen sind für Muslime eindeutig Falschaussagen und Verfälschungen der Origi­naltexte und als solche mit Kufr gleichzustellen.

Eine exakte Trennung zwischen Offenbarungstexten Allahs und menschlichen Nachträgen ist zur Zeit nicht mehr möglich im Gegen­satz zum Qur´an, der hingegen von jeglichen Widersprüchen frei ist:

Denken sie nicht über den Qur´an nach?! Und wenn er von einem anderen als Allah wäre, bestimmt hätten sie darin viele Wider­sprüche gefunden.

(4:82)

 

2. Der Iman an die namentlich bekannten Offenbarungsschriften in ihrer heutigen Form

Dieser Iman-Aspekt bedeutet, dass Muslime den Iman an alle im Qur´an erwähnten Offenbarungsschriften verinnerlichen. In Bezug auf die heutzu­tage im Umlauf befindlichen Versionen dieser Schriften gilt für Muslime folgendes:

Muslime haben die Gewissheit darüber, dass

- die Urschriften dieser Texte direkt von Allah offenbart wurden, um die Menschen den richtigen Diin zu lehren.

- vom heutigen Inhalt dieser Schriften nur das authentisch ist, was Allah Selbst im Qur´an oder durch Seinen Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in der Sunnach bestätigt hat,

 

3. Der Iman an die nicht namentlich bekannten Offenbarungsschriften

Dieser Iman-Aspekt bedeutet, dass Muslime den Iman daran verinner­lichen, dass Allah auch anderen Gesandten Schriften offen­barte, die im Qur´an nicht namentlich erwähnt werden und deren Anzahl und Namen nur Er kennt.

Die Menschen waren eine einzige Ummach. Dann entsandte Allah die Propheten als Überbringer froher Botschaft und als Ermahner, und offenbarte ihnen die Schrift mit der Wahrheit, damit sie (die Schrift) zwischen den Menschen über das richtet, worüber sie uneins waren, Und uneins darüber wurden nur diejenigen, denen sie zuteil wurde, nachdem zu ihnen die deutlichen Zeichen kamen, aus Übertretung von ihnen, Dann leitete Allah diejenigen recht, die den Iman verinnerlichten, zu dem vom Wahren, worüber sie uneins waren, mit Seiner Erlaubnis, Und Allah leitet recht, wen Er will, zu einem geradlinigen Weg!

(2:213)

 

Der Iman an den Qur´an als die letzte Offenbarung

Dieser Iman-Aspekt bedeutet, dass Muslime den Iman an den Qur´an als die endgültig letzte Offenbarungsschrift verinnerlichen und die Gewissheit darüber haben, dass er mit Besonderheiten ausgezeichnet ist, die ihm den Vorrang über alle anderen Schriften geben.

Der Qur´an wird im Qur´an selbst mit folgenden Eigenschaften erwähnt: As-Sikr (die Ermahnung), Al-Furqan  (das Unterscheidende zwischen Recht und Unrecht), Al-Kitab (die Schrift, das Buch), At­Tansil (das Herabgesandte).

 

1. Aussagen zur Offenbarung des Qur´an

- Der Qur´an ist die letzte und abschließende Offenbarung und Recht­leitung Allahs  und die alle früheren Schriften bestätigende und alles umfassende Offenbarung. Er enthält die gleiche Botschaft Allahs, wie Seine früheren Schriften.

Und Wir offenbarten dir die Schrift mit der Wahrheit (als) Bestätigung dessen, was ihr von der Schrift voranging, und (als) Hüter über sie. So richte zwischen ihnen nach dem, was Allah offenbarte, und folge nicht ihren Neigungen anstelle dessen, was zu dir von der Wahrheit kam. Für jeden von euch bestimmten Wir eine Scharia und eine Vorgehensweise.

(5:48)

- Der Qur´an enthält als die einzige Offenbarungsschrift Allahs eine umfassende Gesetzgebung, welche die anderen vorhergehenden Gesetz­gebungen anderer Offenbarungsschriften aufhebt.

Gewiss ist Er Derjenige, Der Seinen Gesandten mit der Recht­leitung und dem Diin der Wahrheit entsandte, damit Er ihn sämtliche Diin übertreffen lässt.

(48:28)

- Der Qur´an enthält keine Fehler, Widersprüche oder andere Mängel.

Diejenigen, die Kufr As-Sikr (dem Qur´an) gegenüber betrieben, als er zu ihnen kam, (bleiben Uns gewiss nicht verborgen). Und gewiss ist er eine würdige Schrift. Das Unwahre kommt an ihn weder von vor ihm, noch von hinter ihm heran. Er ist eine sukzessive Offenbarung von Einem Allweisen, Alllobenswürdigen.

(41:41-42)

- Der Qur´an verkündet den Tauhid als die wichtigste Botschaft.

- Die Echtheit des Qur´ans und seine Herkunft ist geschichtlich nach­gewiesen. Der Inhalt des Qur´an ist authentisch. Seine Authentizität wird durch eine Vielzahl von Mutawatir-Überlieferungen untermauert und bewiesen. Er wurde durch den Gesandten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, unverfälscht übermittelt und seit seiner Offen­barung mündlich und schriftlich durch Mutawatir-Überlieferungen unverfälscht an die nachfolgenden Generationen weitergegeben.

- Der Qur´an ist die wortgetreue Niederschrift der Verbalinspiration des Gesandten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und enthält keine nachträglichen Kommentare, Interpretationen, Ergänzungen, Erklärungen o. ä. von Menschenhand. Der heute im Umlauf und Gebrauch befindliche komplette Text des Qur´an entspricht wort­wörtlich dem (vor mehr als 1400 Jahren) geoffenbarten Original.

 

2. Inhalte des Qur´an

- Er enthält die Iman-Inhalte und allgemeingültige Verordnungen und Gebote für alle Lebensbereiche und alle Zeitepochen.

- Er enthält überzeitlich absolut korrekte Aussagen zur Ordnung inner­halb der Schöpfung, die unabhängig vom jeweiligen wissenschaftlichen Kenntnisstand sind.

- Er enthält Berichte über Entstehung, Sinn und Zweck der Schöpfung.

- Er beschreibt Gesetzmäßigkeiten innerhalb der Schöpfung in einer Art und Weise, die dem damaligen wissenschaftlichen Kenntnisstand und dem damaligen Welt- und Menschenbild um Jahrhunderte voraus war, z. B. die Embryonalentwicklung im Mutterleib.

Und bereits erschufen Wir den Menschen aus einem Auszug aus Lehm. Dann machten Wir ihn als Nutfa (minimale Menge Flüssig­keit) in einem gefestigten Aufenthaltsort. Dann ließen Wir die Nutfa zu einer 'Alaqa (etwas, das sich anklammert) werden. So ließen Wir die 'Alaqa zu einer Musra (etwas, wie ein Stück durchgekaute Fleischmasse) werden, und Wir ließen die Musra zu Knochen werden, und die Knochen bedeckten Wir mit Fleisch, dann ließen Wir ihn als eine andere Schöpfung entstehen. Also immer gepriesen­ erhaben ist Allah, Der Beste aller Schöpfer!

(23:12-14)

- Er enthält Berichte über die Menschheitsgeschichte von ihrem Beginn bis zur Zeit des Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm.

- Er enthält Berichte über die Gesandten, Propheten und Voraussagen über zukünftige Ereignisse von denen einige bereits eintraten und an­dere noch erfolgen werden insbesondere im Hinblick auf das Jenseits.

 

3. Spezielle Eigenschaften des Qur´ans

Der Qur´an hat absoluten Vorrang über die anderen bekannten und unbekannten Offenbarungsschriften, weil er Besonderheiten aufweist, die keine andere Offenbarungsschrift vorweisen kann.

- Der Qur´an ist die einzige Offenbarungsschrift, zu deren Bewahrung vor Veränderung Allah Sich Selbst verpflichtet hat.

Gewiss sind Wir Derjenige, Der As-Sikr (den Quran) offenbarte, und gewiss sind Wir ihm gegenüber bewahrend!

(15:9)

- Sprache, Stil und Inhalt des Qur´ans sind einmAlliig, einzigartig und unnachahmbar.

Sag: "Würden sich die Menschen und die Dschin vereinigen, damit sie ein diesem Qur´an Gleiches hervorbringen, würden sie gewiss nicht Seinesgleichen hervorbringen, selbst dann nicht, sollten die einen den anderen beistehen.'

(17:88)

- Syntax, Rhythmik und Phonetik sind so einprägsam und dem natür­lichen Sprachempfinden des Menschen angepasst, dass er mit Leichtig­keit von allen Menschen auswendig gelernt werden kann; auch von Personen, die der arabischen Sprache nicht mächtig sind. So findet man z.B. unter den türkischen, pakistanischen, indonesischen, und anderen Muslimen hunderttausende, die den gesamten Qur´an aus­wendig gelernt haben, obwohl sie kein Arabisch können.

- Die Rezitation des Qur´an (selbstverständlich im Originaltext) ist an sich eine ’Ibade, die von Allah reichlich belohnt wird.