'Alliis  Jugend

'Allii nimmt den Islam an

Verbundenheit mit dem Propheten Muchammad

Teilnahme an Schlachten

'Alliis Ernennung zum Amirul Mu'min

Die erste Ansprache

'Allii in Verlegenheit

'Allii nimmt seine Aufgabe in Angriff

Teil 2

Kühler Empfang für 'Allii's neue Gouverneure

Mu'awija erkennt 'Alliis Regierung nicht an

Die Kamelschlacht

'A'ischa besetzt Basra

Die Sahaba widersprechen 'Allii

Hilfe aus Al-Kufa

Die Friedensverhandlungen

Die Schlacht

Teil 3

Die Schlacht von Siffin

Friedensangebot

Ein Monat Waffenruhe

Die Schlacht

Der Schiedsrichter

Entzweiung in 'Alliis Lager

Der Urteilsspruch

Teil 4

Die Al-Hawaridsch

Verlust Ägyptens

Unruhen im Lande

Verlust des Hidschas und des Jemen 

Alliis Tod

Die fünf Jahre von 'Alliis Regierung

Hadise über 'Allii ibn Abu TAlib

 

 

 

'Alliis  Jugend

"Mein Blick ist getrübt, und meine Beine sind schwach, aber ich will dich unterstützen, o Gesandter Allahs! " So sprach ein zehnjähriger Junge, als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm,  seine Verwandten von seiner Sendung unterrichtete. Dieser Junge war 'Allii ibn Abu Talib, der Vetter des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. 'Allii war etwa 30 Jahre jünger als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm. Sein Vater Abu Talib war der Onkel des Propheten, Friede und Segen auf ihm; seine Mutter hieß Fatima. 'Abdullah ibn 'Abdul-Muttalib, der Vater des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, war vor dessen Geburt gestorben. In früher Jugend verlor der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm,  auch seine Mutter Amina bint Wachb und seinen Großvater 'Abdul-Mutalib. Sein Onkel Abu Talib nahm sich seiner an und zog ihn auf. Abu Talib hatte eine sehr große Familie und war ziemlich arm. Als 'Allii geboren wurde, war der Prophet, Friede und Segen auf ihm, schon erwachsen und hatte Frau und Kinder. Er nahm 'Allii in sein Haus und zog ihn wie seinen eigenen Sohn auf. Auf diese Weise konnte er eine Last von den Schultern seines geliebten Onkels nehmen. Aber auch für die Entwicklung 'Alliis war dies von Bedeutung: er wuchs in einer Atmosphäre von Tugend und Frömmigkeit auf, die ihm ein anderes Heim nicht hätte geben können. Diese frühe Schulung hinterließ eine bleibende Wirkung auf 'Alliis Gesinnung. Sie gab ihm einen klaren Blick und leidenschaftliche Liebe für die Wahrheit. Vor allem machte sie aus ihm einen furchtlosen Kämpfer für die Sache Allahs. Diese Eigenschaften erwiesen sich später als außergewöhnlicher Vorteil für den Islam.

 

'Allii nimmt den Islam an

'Allii war über neun Jahre alt, als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, seine die Sendung Allahs erhielt. Eines Tages sah er seinen Vetter und dessen Frau ihre Stirn auf den Boden neigen. Sie priesen Allah den Allmächtigen. 'Allii war erstaunt; denn nie zuvor hatte er jemanden in dieser Weise beten sehen.

Als das Gebet beendet war, fragte 'Allii seinen Vetter, was dieses fremdartige Verhalten bedeute.

"Wir beten Allah, den Einzigen, an. Ich rate dir, es ebenso zu machen. Neige niemals dein Haupt vor Lat, 'Ussa oder anderen Götzen!", sagte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm.

"Von so etwas habe ich noch nie gehört", sagte 'Allii, "ich will zuerst meinen Vater fragen und es dir dann sagen." "Du solltest jetzt noch nicht mit jemandem darüber sprechen, sondern selbst darüber nachdenken und dann zu einem Entschluss kommen", riet der Prophet, Friede und Segen auf ihm, seinem kleinen Vetter. Am nächsten Morgen nahm 'Allii den Islam an. Er war der erste Jugendliche, der sich der Gemeinschaft des Islam anschloss. Eine ungewöhnlich selbständige Entscheidung für einen Jungen dieses Alters, besonders in einer Gesellschaft, die dem Götzendienst huldigte! Sie war ein Beweis für seine ihm angeborene Liebe zur Wahrheit.

 

Verbundenheit mit dem Propheten Muchammad

'Allii wuchs in der liebenden Fürsorge des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, heran. Er bekam eine tiefe Einsicht in die grundlegende Wirklichkeit des Lebens und des Islams. Der Prophet, Friede und Segen auf ihm, sagte einmal über ihn: "Ich bin die Stadt der Weisheit, und 'Allii ist ihr Tor." 'Alliis Liebe zum Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, kannte keine Grenzen. In der Nacht, als der Prophet, Friede und Segen auf ihm, nach Jasrib, dem späteren Medina, aufbrach, war dessen Haus von blutdürstigen Männern umzingelt. Ringsum blitzten gezückte Schwerter, und die Männer waren bereit, den Mann, der aus dem Haus heraustrat, in Stücke zu schlagen. Der Prophet, Friede und Segen auf ihm, bat 'Allii, sich in sein Bett zu legen, während er selbst unbemerkt das Haus verließ. 'Allii sprang freudig in das Bett und schlief ruhig die ganze Nacht lang. Um das Haus schwebte der Tod, aber 'Allii kümmerte sich nicht darum. Er war glücklich darüber, dass er helfen konnte, das Leben des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu retten. Als die Quraisch am nächsten Morgen bemerkten, dass sie überlistet worden waren, gerieten sie außer sich vor Wut. Einige schlugen vor, dass 'Allii mit dem Leben für diese Täuschung bezahlen solle. Er nahm jedoch die Drohung mit solch kühnem Mut auf, dass die Quraisch ihn in Ruhe ließen. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, hatte von einigen Mekkanern Gelder zur Aufbewahrung erhalten; denn bei aller Abneigung gegen ihn wussten die Mekkaner keinen anderen Mann, dem sie diese anvertrauen konnten. Bevor der Prophet, Friede und Segen auf ihm, Mekka verließ, übergab er die ihm anvertrauten Gelder 'Allii, der sie den Eigentümern gewissenhaft aushändigen sollte. 'Allii blieb noch drei Tage in Mekka, und nachdem er das Geld zurückgegeben hatte, ging auch er nach Medina, um beim Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu sein.

´Allii war ein naher Blutsverwandter des Propheten, Friede und Segen auf ihm, aber dieser wollte ihn noch enger an sich binden und gab ihm seine Tochter Fatima zur Frau. Sie war seine jüngste und von allen am meisten geliebte Tochter. 'Allii würdigte diese Ehre damit, dass er keine andere Frau nahm, so lange Fatima lebte. Hasan und Husain waren ihre beiden Söhne, die der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, wie seine eigenen Kinder liebte.

Im Jahre 9 n.H. bereitete der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, einen Feldzug gegen Syrien vor, das bekannte Unternehmen Tabuk. Er entschied, dass 'Allii während seiner Abwesenheit Medina verwalten solle. Heuchler nahmen 'Allii diese Stellung übel.

"Der Prophet will 'Allii nicht bei sich haben", sagten sie. Als der Prophet, Friede und Segen auf ihm, davon erfuhr, ließ er sofort 'Allii zu sich kommen und sagte: "O 'Allii, möchtest du nicht im gleichen Verhältnis zu mir stehen wie Haruun zu Muusa?" 

Diese Worte des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, brachten die Heuchler zum Schweigen. Im Jahre 9 n.H. fand der erste Hadsch des Islam statt. Zu der Zeit hatte Allah (t) verboten, dass die Götzenanbeter die Kaaba betraten, und das sollte nun den Menschen, die sich zum Hadsch versammelten, bekannt gegeben werden. Nach islamischer Gepflogenheit konnte das nur der Prophet, Friede und Segen auf ihm, selbst oder ein naher Verwandter von ihm tun. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, beauftragte 'Allii damit und gab ihm seine eigene Kamelstute Al-Qaswa'. 'Allii ritt auf ihr und verlas der Menge den Befehl Allahs.

'Allii war einer der Schreiber der Offenbarungen. Auch die vom Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm,  versandten  Briefe  wurden  'Allii  zur Niederschrift diktiert.

Er war einer der zehn Männer, denen der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, das Paradies verheißen hat. Die drei Amirul Mu'minin vor 'Allii verließen sich immer auf seine Ratschläge. 'Umar pflegte zu sagen; "Allii ist der beste Richter unter uns."

Mehr als einmal ließ 'Umar 'Allii als seinen Stellvertreter in Medina zurück, wenn er die Stadt zu verlassen hatte. In der Tat hielt 'Umar 'Allii für den am meisten geeigneten Mann, um seine Amtsgeschäfte fortzuführen. Wahrscheinlich bestimmte er ihn nur deshalb nicht ausdrücklich zu seinem Nachfolger, weil er annahm, dass das Volk ihn wählen würde. In den ersten Jahren von 'Usmaans Regierung hatte 'Allii's Wort bei der Gestaltung der Staatspolitik großes Gewicht. Erst in den späteren Jahren ließ sich der alte 'Usmaan von seinen Verwandten beraten.    

 

Teilnahme an Schlachten

'Allii war der Held so mancher Schlacht zu Lebzeiten des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Mit Ausnahme des Feldzugs nach Tabuk nahm er an allen Schlachten und Feldzügen teil. In der Schlacht von Badr vollbrachte 'Allii's Schwert wahre Wunder: Nach arabischer Sitte traten drei der tapfersten Krieger der Quraisch zum Einzelkampf vor, und 'Allii tötete zwei von ihnen. Die Feinde verloren dadurch den Mut.

Auf dem Schlachtfeld von Uhud stand 'Allii tapfer an der Seite des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Diese Schlacht ging durch die Schuld der muslimischen Bogenschützen verloren, die den Pass unverteidigt ließen. Unordnung und Panik verbreiteten sich daraufhin unter den Muslimen, die sich zur Flucht wandten, und es kam sogar das Gerücht auf, dass der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, getötet worden sei. In all dieser Verwirrung war 'Allii einer von denen, die sich dicht beim Propheten aufhielten. Der Feind hatte eine tiefe Grube ausgehoben und mit Zweigen und Gras bedeckt, und der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, stürzte in sie hinein. Mit Hilfe von Abu Bakr und Talha gelang es 'Allii jedoch, ihn wieder herauszuziehen, und er und Fatima wuschen und behandelten daraufhin seine Wunden. 'Allii wurde siebzehnmal in dieser Schlacht verwundet.

Im Jahre 5 n.H. verbündeten sich alle Feinde des Islam und führten eine große Armee gegen Medina. Daraufhin ließ der  Prophet,  Allahs Segen und Friede auf ihm,  zur Verteidigung einen tiefen und breiten Graben rund um die Stadt ausheben. Aber eines Tages sprang 'Abdwud, ein in ganz Arabien berühmter und gefürchteter Krieger, mit seinem Pferd über den Graben. Niemand wagte es, sich ihm zu nähern. Schließlich stellte sich 'Allii ihm zum Kampf. "Denke daran", sagte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu 'Allii, "es ist ´Abdwud! " "Ja, ich weiß es", entgegnete 'Allii, und in wenigen Minuten warf er seinen mächtigen Gegner nieder und schlug ihm den Kopf ab.

Die Juden hatten eine Reihe starker Befestigungen in Haibar, und diese waren eine Quelle ständiger Bedrohung für die Muslime. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, führte deshalb schließlich eine Armee gegen sie, um diese Gefahr zu beseitigen. Die Juden lieferten den Muslimen einen hartnäckigen Kampf, verloren aber eine Festung nach der anderen. Als die stärkste erwies sich die Festung Qumus, und ihr Kommandant Marhab schlug alle Angriffe zurück. Schließlich sagte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm:

"Morgen übergebe ich die Standarte einem Mann, der von Allah und Seinem Propheten geliebt wird, und der Allah und Seinen Propheten liebt. Allah wird ihm den Sieg schenken." Alle waren nun neugierig zu erfahren, wer der Glückliche war. Am nächsten Morgen wurde 'Allii die Standarte überreicht. Er schlug Marhab und seinen Bruder und nahm die Festung ein.

'Allii schrieb auch den Friedensvertrag von Al-Hudaibija: Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, diktierte die Bedingungen, und 'Allii schrieb sie nieder. Dabei beanstandeten die Unterhändler der Qurais die Worte "Allahs Prophet", die jeweils immer dem Namen des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, beigefügt worden waren, und wünschten statt dessen die Worte "Muhammad ibn 'Abdullah". Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, stimmte zu, aber 'Allii weigerte sich, die Worte "Allahs Prophet" zu streichen. So musste der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, schließlich eigenhändig diese Worte auslöschen.

Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, siegreich in Mekka einmarschierte, trug 'Allii die Fahne des Islam.

In der Schlacht bei Hunain herrschte zeitweilig eine ähnliche Verwirrung wie bei Uhud. Aber 'Allii gehörte zu denen, die dicht an der Seite des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, kämpften.

 

'Allii's Ernennung zum Amirul Mu'min

Nach 'Usmaans Ermordung gab es drei Tage lang keinen Amirul Mu'minin. Medina befand sich vollständig in der Gewalt der Aufrührer. Rafqi, der Anführer der ägyptischen Aufrührer, sprach die Gebete in der Moschee des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Die meisten Sahaba hatten Medina während der düsteren Tage der Katastrophe verlassen und die wenigen, die zurückgeblieben waren, fühlten sich völlig hilflos. Sie saßen in ihren Häusern und ließen die Rebellen gewähren.

Diese schlugen 'Allii als Amirul Mu'minin vor und baten ihn, das Amt anzunehmen. Zuerst weigerte sich 'Allii, aber irgend jemand musste ja dafür sorgen, dass das Leben wieder normal wurde; denn in der Hauptstadt ging alles drunter und drüber. Zuerst mussten Friede und Ordnung wieder einkehren. 'Allii besprach sich mit den Sahaba, die noch in Medina zurückgeblieben waren, und sie sagten, er solle sich bereit finden, dem Volk zu dienen.

So willigte 'Allii schließlich ein, die Verantwortung zu übernehmen und die Sache der Muslime in die Hand zu nehmen, und stimmte zu, der vierte Amirul Mu'minin des Islam zu werden. Dann ging 'Allii in die Moschee des Propheten, Allahs Segen   und   Friede   auf  ihm,   um   den   Treueschwur entgegenzunehmen. Malik AI-Astar war der erste, der ihm die Treue gelobte, andere folgten ihm. Talha und As-Subair, die beiden bekannten Sahaba, waren zu dieser Zeit in Medina. Sie gehörten zu den sechs Wahlmännern, die damals von 'Umar ernannt worden waren, und 'Allii wollte sicher gehen, dass sie auf seiner Seite waren. Deshalb ließ er sie rufen.

"Wenn einer von euch Amirul Mu'minin werden möchte", sagte 'Allii zu ihnen, "will ich ihm Treue geloben."

Beide weigerten sich jedoch, diese Bürde auf sich zu nehmen.

"Dann gelobt mir die Treue", sagte 'Allii.

As-Subair blieb stumm, und Talha zeigte Unwillen. Als Malik Al-Astar dies bemerkte, zog er sein Schwert und sagte:

"Gelobt 'Allii die Treue, oder ich schlage euch die Köpfe ab!"

Daraufhin leisteten beide den Schwur.

Als nächster wurde Sa'd ibn Abi Waqqas gerufen, der auch einer der sechs Wahlmänner war.

"Von mir brauchst du nichts zu befürchten. Wenn andere dir Treue gelobt haben, dann will ich es auch tun", versicherte er 'Allii.

Nun kam die Reihe an 'Abdullah ibn 'Umar, der das gleiche sagte.

"Für dich muss jemand bürgen", sagte 'Allii.

"Ich kann aber keinen Bürgen anbieten", war die Antwort.

Da sprang Malik Al-Astar auf und rief:

"Überlasse ihn mir, ich schlage ihm den Kopf ab!"

"Nein, nein", sagte 'Allii, "ich bürge selbst für ihn."

Einige der führenden Al-Ansar legten den Eid nicht ab. Alle Angehörigen der Familie der Umayjaden flohen nach Syrien; sie nahmen das blutgetränkte Hemd des letzten Amirul Mu'minin und die abgeschlagenen Finger seiner Frau Naila mit sich.  

Die erste Ansprache

Nachdem er Amirul Mu'minin geworden war, hielt 'Allii seine erste Ansprache. Sie war beredt und kraftvoll. 'Allii sagte darin: "Das Gebiet um die Kaaba ist heilig. Allah befiehlt den Muslimen, wie Brüder zu leben. Muslim ist, wer niemanden mit Wort oder Taten verletzt. Euren Umgang mit anderen Menschen soll die Furcht vor Allah bestimmen; denn am Tage des Gerichts werdet ihr euch für euer Verhalten verantworten müssen, sogar gegenüber den Tieren. Gehorcht Allah, dem Allmächtigen! Verwerft Seine Befehle nicht! Tut Gutes und haltet euch fern vom Bösen!"

'Allii wusste sehr wohl, dass eine schwere Zeit kommen würde. Die Kräfte der Gesetzlosigkeit waren entfesselt, und ruhelose Arbeit, große Geduld und viel Einfühlungsvermögen waren nötig, um Gesetz und Ordnung wieder herzustellen. 'Allii hoffte, diese Aufgabe mit Unterstützung seines Volkes zu bewältigen.  

 

'Allii in Verlegenheit

Nach dieser Ansprache kamen einige Sahaba zu 'Allii; unter ihnen waren auch Talha und As-Subair.

"Du bist jetzt Amirul Mu'minin, sagte die Abordnung, "deine erste Pflicht ist es, die Scharia durchzusetzen und die Mörder 'Usmans zu bestrafen. Unter dieser Voraussetzung haben wir dir die Treue gelobt."

"Ich will 'Usmans Tod nicht ungerächt lassen", versicherte 'Allii, "aber ihr müsst warten; denn die Verhältnisse sind noch nicht normal. Die Aufrührer sind noch zu mächtig in Medina. Wir befinden uns in ihrer Gewalt, und meine eigene Stellung ist unsicher. Deshalb wartet bitte noch. Sobald die Verhältnisse es erlauben, will ich meine Pflicht tun." Diese Antwort stellte nicht alle zufrieden. Einige meinten, 'Allii versuche auszuweichen, aber andere glaubten, dass seine Worte aufrichtig seien. Wieder andere verlangten, dass das Volk selbst die Sache in die Hand nehmen solle. Wenn 'Allii nicht in der Lage sei, die Mörder 'Usmaans zu bestrafen, dann müssten sie es eben selbst tun.

Die Aufrührer erfuhren von diesen Meinungsverschie­denheiten. Sie waren sicher, dass 'Allii sie strafen würde, wenn normale Zustände herrschten, und die Fortdauer der Unruhen war ihre einzige Hoffnung. Um dies zu erreichen, brauchten sie nur eine Partei gegen die andere auszuspielen. Sie begannen sofort damit und säten überall Misstrauen. Ihr Ziel war, die Vertreter der öffentlichen Meinung zu entzweien; denn nur dadurch konnten sie ihre Sicherheit und ihre Zukunft retten.

Bald nach der Übernahme seines Amtes spürte 'Allii das furchtbare Gewicht der Schwierigkeiten auf seinem Weg. Die Aufrührer unterstützen ihn; sie waren nach Medina gekommen, um ihn zum Amirul Mu'minin zu machen. Aber sie hatten eine Methode angewandt, die er nicht billigte. Er fühlte, dass er sie bestrafen müsse. Dazu brauchte er die gemeinsame Unterstützung der Sahaba und all seiner Offiziere. Dieser Unterstützung war er sich jedoch nicht ganz sicher. Daher musste er warten und beobachten. Es gab Leute, darunter einige sehr ehrenwerte, die diese seine Politik des Zögerns missverstanden. Sie wünschten ein schnelles Handeln, wie sie es in den Tagen Abu Bakrs und 'Umars gesehen hatten. Sie waren sich nicht bewusst, dass die Verhältnisse jetzt völlig anders waren.

In diesem Dilemma befand sich 'Allii. Sein starker Gerechtigkeitssinn forderte unnachgiebiges und schnelles Handeln; seine unsichere Lage verbot es. 'Allii sah keinen Ausweg.

'Allii nimmt seine Aufgabe in Angriff

'Allii glaubte wirklich, dass 'Usmaans Schwierigkeiten nur durch die Männer in dessen Umgebung entstanden seien. Unbändiger Ehrgeiz der Familie der Banu Umayja war für ihn die eigentliche Ursache des Geschehenen. Sie hatte sich ungebührlichen Vorteil durch den ehrwürdigen alten Mann 'Usmaan verschafft. Die Männer dieser Familie hatten ihn als ihr Werkzeug benutzt, die Macht an sich gerissen und sie missbraucht. Sie waren es, die den Namen des Amirul Mu'mini in Verruf gebracht hatten. Sein tragischer Tod und die fortschreitende Unruhe konnten auf das Treiben dieser Männer zurückgeführt werden. Sie mussten gehen, wenn die Lage wieder normal werden sollte. 'Allii entschloss sich, die Ursache allen Übels an der Wurzel zu packen. Seine erste Handlung als Amirul Mu'minin war es deshalb, alle Provinzgouverneure zu entlassen und neue Männer an ihre Stelle zu setzen. ibn 'Abbas und Al-Mudschira ibn Su'ba, die zu 'Allii's treuesten Freunden gehörten, rieten ihm jedoch von übereiltem Vorgehen ab.

"Verlange zuerst von allen Gouverneuren den Treueid", schlugen sie ihm vor, "wenn du fest im Sattel sitzt, kannst du tun, was du willst. Aber wenn du sie jetzt entlässt, könnten sie sich weigern, dich als Amirul Mu'minin anzuerkennen. 'Usmaans Ermordung kann leicht als Vorwand genommen werden, den sie dazu benutzen könnten, um die Waffen gegen dich zu erheben."

Aber 'Allii hörte nicht auf sie. Er glaubte nicht, dass die Justiz sich auch von der Zweckmäßigkeit leiten lassen müsse.

Al-Mudschira ibn Su'ba war darüber verärgert, und er warnte 'Allii, dass ihn seine hastige Handlungsweise noch in Schwierigkeiten bringen werde. Dann verließ er Medina und ging nach Mekka.